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Wann beginnt der Ramadân 1426 n.H.?

1. Die astronomischen Gegebenheiten zum Beginn des Monats Ramaḍān 1426 n.H.

Der geozentrische Neumond tritt ein am Montag, dem 3. Oktober 2005 um 10:29 Uhr UT (d.h. 12:29 Uhr MESZ). Nach exakten astronomischen Berechnungen wird an diesem Tag die junge Mondsichel bestenfalls und nur unter Verwendung optischer Hilfsmittel vom südlichen Pazifik aus gesehen werden können. Dort befinden sich nur wenige Inseln und Beobachtungen sind nicht zu erwarten. In Asien, Afrika, Europa, Nord- und Südamerika ist an diesem Tag eine Sichtung des jungen Mondes völlig unmöglich. Eine Beobachtung des Hilāls wäre außerdem frühestens ca. 18-20 Stunden nach Neumond möglich, d.h. zu dieser Zeit hätte in Europa bereits Fajr und Sonnenaufgang des nächsten Tages, d.h. des 4. Oktober, stattgefunden. Vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 3. Oktober nach dem Yallop-Kriterium, Quelle: Programm MoonCalc von Dr. Monzur Ahmed, GB - siehe hier. Die Berechnung der Sichtbarkeitszonen über das Yallop-Kriterium beruht auf der Auswertung von mehreren Hundert Sichtungen oder Nicht-Sichtungen des Hilāls während der vergangenen 140 Jahre.

Sichtbarkeitszone Ramadân 1426/1

(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; D - Hilāl kann nur mit starken optischen Hilfsmitteln aufgefunden und gesehen werden; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich.)

Am darauf folgenden Dienstag, dem 4. Oktober kann dann erwartet werden, dass der Hilāl bei geeigneten Wetterbedingungen von weiten Gebieten der Erde aus gesehen werden kann: Australien, Südasien, Arabien, Südeuropa, Afrika, Nord- und Südamerika. Vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 4. Oktober nach dem Yallop-Kriterium:

Sichtbarkeitszone Ramadân 1426/2

(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: A - Hilāl mit bloßen Augen leicht zu sichten; B - Sichtung mit bloßen Augen ist nur unter günstigen Bedingungen zu erwarten; C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich.)

Unter Anwendung des Prinzips der "lokalen Sichtung" (Ikhtilāfu l-maṭāli`) und unter Betrachtung von Europa als einen zusammenhängenden Sichtungshorizont (Maṭla`) ergibt sich somit folgende Stellungnahme:

Die astronomischen Daten weisen darauf hin, dass der Monat Ramaḍān 1426 n.H. in Europa und fast auf der gesamten Welt frühestens mit Sonnenuntergang des 4. Oktober begonnen werden kann, zum ersten Mal gefastet wird also am 5. Oktober 2005, in šā’a-Llāh.

Hinweis: Über den unten stehenden Link geht es zur deutschen Übersetzung der offiziellen Stellungnahme der Arabischen Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS) zum Ramaḍān-Beginn.

2. Stellungnahme der AUASS zum Ramadân-Beginn (Deutsche Übersetzung)

Der folgende Text ist die Übersetzung einer offiziellen Stellungnahme der Arabischen Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS) zum Ramaḍān-Beginn. Der arabische Original-Text kann hier im PDF-Format eingesehen werden.

Arabische Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS)

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Mittwoch, der 5. Oktober ist der Erste der Tage des gesegneten Monats Ramaḍān

Ing. Muḥammad Šawkat `Odeh Vizepräsident des Komitees für die Neumonde, Kalender, und Zeitbestimmung bei der Arabischen Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften

Die astronomischen Berechnungen weisen darauf hin, dass der Erste der Tage des gesegneten Monats Ramaḍān dieses Jahres Mittwoch, dem 5. Oktober 2005 n.J. entsprechen wird, so Allah will, denn die geozentrische Konjunktion des Monats Ramaḍān 1426 n.H. wird sich am Montag, dem 3. Oktober um 10:28 Uhr Weltzeit ereignen. An diesem Tag ist die Sichtung des Hilāls von der gesamten islamischen Welt aus unmöglich im Hinblick darauf, dass der Mond vor der Sonne untergeht im Osten der islamischen Welt, während der Mond zusammen mit oder einige Minuten nach der Sonne untergehen wird im Zentrum und im Westen der islamischen Welt. Am Dienstag, dem 4. Oktober ist die Sichtung des Hilāls nur unter Verwendung eines Teleskops möglich vom Osten und vom Zentrum der islamischen Welt aus, und eine Sichtung mit bloßem Auge ist schwierig vom Westen der islamischen Welt aus. Daher muss auf der Grundlage einer Sichtung des Hilāls Mittwoch, der 5. Oktober 2005 n.J. der Erste der Tage des gesegneten Monats Ramaḍān sein.

Die Union legt Nachdruck darauf, dass einige der astronomischen Stellen, welche bekannt gaben, dass Dienstag der Erste der Tage des Monats Ramaḍān sei, astronomische Stellen sind, die eine Sichtung des Hilāls außer Kraft setzen und sich bei ihren Berechnungen auf verschiedene astronomische Regeln stützen. Dies steht im Widerspruch zu dem, was die Arabische Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften zusammen mit den Šarī`a-Gelehrten auf Konferenzen beschloss, bei denen dieses Thema erörtert wurde, und wo man dahin gelangte, dass die Sichtung des Hilāls mit dem bloßen Auge oder mit dem Teleskop die Bedingung für den Beginn des Hiğriyy-Monats ist, und dass die astronomischen Stellen ihre Kalender basierend auf der zu erwartenden Sichtung des Hilāls herausgeben müssen, und nicht basierend auf astronomischen Regeln, die eine Sichtung des Hilāls außer Kraft setzen.

Was die Situation des Mondes bei Sonnenuntergang am Montag in einigen arabischen und islamischen Städten betrifft: In der indonesischen Hauptstadt Jakarta wird der Mond 3 Minuten vor der Sonne untergehen. In der Stadt Abū Ẓaby wird der Mond zwei Minuten nach der Sonne untergehen und das Mondalter bei Sonnenuntergang wird 3 Stunden und 41 Minuten betragen. In der Stadt Makka al-Mukarrama wird der Mond drei Minuten nach der Sonne untergehen und das Mondalter bei Sonnenuntergang wird 4 Stunden und 41 Minuten betragen. In der Stadt `Ammān wird der Mond zwei Minuten nach der Sonne untergehen und das Mondalter bei Sonnenuntergang wird 4 Stunden und 56 Minuten betragen. In Kairo wird der Mond drei Minuten nach der Sonne untergehen und das Mondalter bei Sonnenuntergang wird 5 Stunden und 10 Minuten betragen. In der mauretanischen Hautstadt Nouakchott wird der Mond neun Minuten nach der Sonne untergehen und das Mondalter bei Sonnenuntergang wird 8 Stunden und 23 Minuten betragen. Natürlich machen diese Werte eine Sichtung des Hilāls am Montag, dem 3. Oktober in der gesamten islamischen Welt unmöglich. Wir sehen davon ab, dass es einige islamische Staaten gibt, die die Sichtung des Hilāls nicht als Bedingung für den Beginn des Hiğriyy-Monats annehmen, sondern sich begnügen mit [dem Kriterium] "Monduntergang nach dem Sonnenuntergang", und in diesen islamischen Staaten wird der Beginn des Monats Ramaḍān am Dienstag, dem 4. Oktober sein. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die Sichtung des Hilāls auch am Dienstag, dem 4. Oktober noch schwierig sein wird in den meisten Staaten der islamischen Welt, und der Hilāl wird am Dienstag von einigen Gebieten aus nicht sichtbar sein, außer unter Verwendung von Teleskopen. Die Mondsichter werden darauf hingewiesen, dass die kürzeste Verweildauer des Hilāls, die je seine Sichtung mit bloßem Auge gestattete, 29 Minuten nach Sonnenuntergang war, und das kürzeste Mondalter, das je eine Sichtung mit bloßem Auge ermöglichte, 15 Stunden und 33 Minuten betrug.

Hiermit ruft die Arabische Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften die Astronomen und die Interessierten dazu auf, den Hilāl des Monats Ramaḍān an den beiden Tagen Montag und Dienstag zu suchen, und ihre Ergebnisse an die Union zu senden, weil die Union seit sechs Jahren monatlich die Ergebnisse des Aufsuchens des Hilāls veröffentlicht, und zwar im Internet auf der Adresse http://www.icoproject.org.

(c) Übersetzung aus dem Arabischen: Gerhard Aḥmad Kaufmann

3. Ein Rückblick auf den Beginn des Monats Ramadân 1426 n.H.

Obwohl die astronomischen Gegebenheiten in diesem Jahr so eindeutig wie selten waren, nämlich dass es am 3. Oktober auf der gesamten Welt völlig unmöglich sein würde, die junge Mondsichel zu sichten; obwohl auch die sa`udischen Behörden und die Behörden der umliegenden Staaten offiziell darüber informiert waren durch die Stellungnahme der Arabischen Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS) und durch direkte Informationen; obwohl die 6 offiziellen sa`udischen Mondsichtungskommitees an diesem Tag keine Sichtung der Mondsichel melden konnten...

...überraschte es im Nachhinein wieder nicht, dass der sa`udische Oberste Justizrat (Majlis al-Qaḍā’ al-A`lā) am Abend des 3. Oktober folgende lapidare Meldung verbreiten ließ (einleitende und abschließende Du`â'-Formeln sind ausgelassen):

[...] Die Sichtung des Hilāls des gesegneten Monats Ramaḍān des Jahres 1426 n.H. wurde im Sinne der Šarī`a bestätigt durch das Zeugnis einer Anzahl von vertrauenswürdigen Augenzeugen, die dem Obersten Justizrat bekannt sind, nach Sonnenuntergang am Montag, dem 29.8.1426 n.H. Folglich wird der erste Tag des gesegneten Monats Ramaḍān dieses Jahres morgen, Dienstag, der 4. Oktober 2005 n.J. sein. […]

Der Oberste Justizrat in seinem ständigen Senat: Nāṣir b. Ibrāhīm al-Ḥabīb Ghayhab b. Muḥammad al-Ghayhab Muḥammad b. al-Amīr Muḥammad b. Sulaymān al-Badr Ṣāliḥ b. Muḥammad al-Laḥīdān (Vorsitzender des Rates)

Auch in Ägypten gab es angebliche „Sichtungen" der Mondsichel, und daraufhin begann der gesamte Nahe Osten (mit Ausnahme von `Oman) gehorsam dem „großen Bruder“ Sa`udi-Arabien folgend prompt am Abend des 3. Oktober mit dem Ramaḍān und am folgenden Tag mit dem Fasten.

Auch ein gewisses Gremium in Deutschland schaute wieder arabisches Fernsehen und verkündete ebenso gehorsam den Beginn des Ramaḍān „in Übereinstimmung mit ihren Berechnungen“. Merkwürdigerweise stand noch Stunden zuvor auf ihrer Webseite, dass der Ramaḍān nach ihren Berechnungen wahrscheinlich erst am folgenden Tag beginnen würde. Schön, dass „ihre Berechnungen“ so flexibel sind… Auch die sich den Entscheidungen des ZMD anschließende IGMG begann daraufhin das Fasten am 4. Oktober, eine tolle Aktion, die verhinderte, dass in Deutschland alle Muslime gemeinsam den Ramaḍān begannen, wofür es kurz zuvor noch große Hoffnung gab.

Es soll hier an dieser Stelle nicht noch einmal bewertet werden, was von diesen angeblichen „Mondsichtungen" in Sa`udi-Arabien oder Ägypten zu halten war, auf den einleitenden Seiten dieses Artikels ist genügend darüber geschrieben, und jeder mit einem Mindestmaß an Verstand sollte in der Lage sein, sich sein eigenes Urteil darüber zu fällen. Wir brauchen auch keine Wunder oder ähnliches zu Hilfe zu rufen, um diese „Sichtungen" zu rechtfertigen, sondern Ursache ist einzig und allein der zivile sa`udische Ummu l-qurā-Kalender, der nicht nach der Sichtung des Hilāls berechnet ist, der aber in der Praxis immer wieder unbedarfte Leute dazu verleitet, den Hilāl einen Tag zu früh zu suchen und dann irgend etwas in ihrer Einbildung für den Hilāl zu halten, sowie der sa`udische Oberste Justizrat, der diese unmöglichen Sichtungsmeldungen ohne wissenschaftliche Überprüfung akzeptiert und die Ergebnisse der offiziellen sa`udischen Sichtungskommitees und die Einwände der Astronomen stets ignoriert.

Aber es gibt nur EINE Richtschnur für die Festlegung der Monatsbeginne im Islam: Der Beginn des Monats Ramaḍān wird nicht von uns Menschen oder von irgendwelchen Organisationen oder Gelehrten festgelegt, sondern er wird durch Allāh (t) festgelegt. Die Menschen können Allāhs (t) Willen an der Stellung der Gestirne Sonne und Mond ablesen, und der Prophet Muḥammad (s) hat uns angewiesen, wie wir dabei konkret vorzugehen haben. Die Anweisung lautet im Wesentlichen: Beginnt den neuen Monat, wenn ihr den Hilāl seht.

Am Montag, dem 3. Oktober war es aber für NIEMANDEN auf der Erde möglich, den Hilāl zu sichten. Egal, was für Meldungen aus verschiedenen Ländern berichtet wurden, egal wer oder was behauptete, an diesem Tag wäre irgendwo der Hilāl gesichtet worden, es ist entweder Irrtum, Lüge, Täuschung oder grenzenlose Dummheit. Allāh (t) hat den Menschen in Seiner Gnade auch die Wissenschaft der Astronomie geschenkt, und uns angewiesen, sie zu nutzen. Die Menschen nutzen sie ja auch unvoreingenommen zur Berechnung der täglichen Gebetszeiten, zur Berechnung der Qibla, zur Navigation auf dem Meer, usw. Nur zur Absicherung von möglichen bzw. zur Ablehnung von unmöglichen Sichtungen des Hilāls wird sie nicht genutzt. Aber ihre Ergebnisse sind dennoch eindeutig: Es mag in anderen Fällen Unsicherheiten geben, aber gerade für den 3. Oktober gibt es NICHT DIE GERINGSTE Unsicherheit oder einen Zweifel daran, dass der Hilāl an diesem Tag nirgendwo auf der Welt sichtbar war, auch nicht mit den stärksten Teleskopen.

Wissenschaftlich war die Sache absolut klar, und der Wille Allāhs (t) war somit eindeutig erkennbar: Der erste Fastentag des Ramaḍān konnte frühestens Mittwoch, der 5. Oktober sein. Für Deutschland hatten wir den besonderen Fall, dass sogar am Dienstag noch eine Sichtung des Hilāls extrem schwierig, wenn nicht sogar als unmöglich angesehen werden musste. Eine sozusagen „extreme" Position (aber nicht grundsätzlich abzulehnen) war es daher, sogar den Mittwoch noch als letzten Tag des Ša`bān anzusehen, und erst am Donnerstag das Fasten im Ramaḍān zu beginnen. Einige Geschwister in Deutschland und Österreich haben dies sogar so praktiziert.

Wenn jemand allerdings bereits am Dienstag mit dem Fasten begonnen hat, so hat er damit leider unzweifelhaft noch im Ša`bān gefastet, er kann also diesen Tag nicht als „Fasten im Ramaḍān" betrachten. Das Fasten am letzten Tag des Ša`bān ist eigentlich verboten, aber für das Fasten von Millionen Muslimen im Nahen Osten und anderswo an diesem Tag müssen sich am Jüngsten Tag diejenigen vor Allāh (t) verantworten, die diese Millionen Muslime wider besseres Wissen falsch informiert haben. Und Allāh (t) weiß es am besten.