Die astronomischen Gegebenheiten zum Beginn des Monats Šawwāl 1427 n.H.
Der geozentrische Neumond des Monats Šawwāl tritt ein am Sonntag, dem 22. Oktober 2006 um 5:15 Uhr UT (d.h. um 7:15 MESZ). Im Verlauf dieses Tages kann die junge Mondsichel bestenfalls mit starken optischen Hilfsmitteln (Teleskopen) im südlichen Argentinien und Chile gesehen werden. In Europa wäre es dann aber bereits ca. 2 Uhr am Morgen des 23. Oktober. Eine Sichtung mit Ferngläsern oder mit bloßen Augen würde nur weiter westlich davon (und damit noch 4-6 Stunden später) im Südpazifik möglich sein. Dort gibt es keine Landmassen und dort finden ebenso wie im südlichen Südamerika auch keine regelmäßigen oder organisierten Beobachtungen des Hilāls statt. Vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 22. Oktober nach dem Yallop-Kriterium, Quelle: Programm MoonCalc von Dr. Monzur Ahmed, GB – siehe hier. Die Berechnung der Sichtbarkeitszonen über das Yallop-Kriterium beruht auf der Auswertung von mehreren Hundert Sichtungen oder Nicht-Sichtungen des Hilāls während der vergangenen 140 Jahre.

(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: A - Hilāl mit bloßen Augen leicht zu sichten; B - Sichtung mit bloßen Augen ist nur unter günstigen Bedingungen zu erwarten; C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; D - Hilāl kann nur mit starken optischen Hilfsmitteln aufgefunden und gesehen werden; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich.)
Am darauf folgenden Montag, dem 23. Oktober, wird dann fast überall auf der Welt eine leichte Sichtung der jungen Mondsichel möglich sein: Australien, Indonesien, Indien, Arabien, ganz Afrika, sowie Süd- und Nordamerika. Auch die Südspitze von Spanien liegt noch am Rande der Sichtbarkeitszone, damit besteht die Möglichkeit einer Sichtung in Europa. Vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 23. Oktober nach dem Yallop-Kriterium:

(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen A-D: siehe oben)
Unter Anwendung des Prinzips der "lokalen Sichtung" (Ikhtilāfu l-maṭāli`) und unter Betrachtung von Europa als einen zusammenhängenden Sichtungshorizont (Maṭla`) ergibt sich folgende Stellungnahme:
Das gesegnete Fest des Fastenbrechens fällt frühestens auf Dienstag, den 24. Oktober 2006. Wa-Llāhu a`lam.
Da in Europa der Monat Ramaḍān nach dem Prinzip der „lokalen Sichtung“ korrekterweise am Montag, dem 25. September begonnen wurde, wird dort somit im Monat Ramaḍān 29 Tage gefastet werden. D.h. falls keine Sichtungsmeldungen am 23. Oktober eintreffen, besteht auch noch die Möglichkeit, den Ramaḍān mit 30 Tagen zu vollenden.
Unter Anwendung des Prinzips der "globalen Sichtung" (Ittiḥādu l-maṭāli`) könnte bei Vorliegen von zuverlässigen Sichtungsmeldungen aus Argentinien oder Chile am frühen Morgen des 23. Oktober bereits am diesem Tag das Fasten beendet werden. Dazu ist jedoch folgendes zu bemerken: Aus diesen Weltgegenden gab es in der Vergangenheit keinerlei Sichtungsmeldungen, es sind realistischerweise auch an diesem Tag daher keine Meldungen von dort zu erwarten. Außerdem würden Nachrichten von dort wahrscheinlich in jedem Fall zu spät nach Europa gelangen, da hier die Morgendämmerung schon angebrochen sein würde. Daher wird auch bei „globaler Sichtung“ der 23. Oktober noch als Fastentag zu gelten haben und der erste Tag des Fastenbrechen-Festes fällt ebenfalls auf Dienstag, den 24. Oktober. Da unter Anwendung des Prinzips der „globalen Sichtung“ der erste Fastentag auf den 24. September fiel, ist somit der Ramaḍān mit 30 Tagen zu vollbringen. Wa-Llāhu a`lam.
Zur Stellungnahme von ICOP geht's über den unten stehenden Link.
Der folgende Text ist die Übersetzung einer offiziellen Stellungnahme von ICOP zum Šawwāl-Beginn. Der arabische Original-Text kann hier im PDF-Format eingesehen werden.
Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Islamic Crescents’ Observation Project (ICOP) 6.10.2006
Der Ramaḍān hat in diesem Jahr 30 Tage
Ing. Muḥammad Šawkat `Odeh Vorsitzender von ICOP
In diesem Jahr unterschieden sich die islamischen Staaten in der Festlegung des Beginns des gesegneten Monats Ramaḍān dieses Jahres, denn einige Staaten begannen den Monat Ramaḍān am Samstag, dem 23. September 2006, diese Staaten waren Saudi-Arabien, Kuwayt, Qaṭar, Baḥrayn, die Emirate, Yemen, Iraq, Palästina, Libanon, Libyen und Sudan, während die Mehrzahl der islamischen Staaten ihr Fasten am Sonntag, dem 24. September begannen, unter diesen Staaten waren Indonesien, Malaysia, die Türkei, Oman, Jordanien, Syrien, Ägypten, Tunesien, Algerien, Marokko, Mauretanien, Somalia und zahlreiche weitere islamische Staaten, während Iran und Pakistan ihr Fasten am Montag, dem 25. September begannen.
Was die Staaten betrifft, die ihr Fasten am Samstag begannen, so wird Samstag, der 21. Oktober der neunundzwanzigste Tag des Monats Ramaḍān sein und ihr Ausschauhalten nach dem Hilāl des Monats Šawwāl wird an diesem Tag sein. Aber natürlich ist die Sichtung des Hilāls am Samstag, dem 21. Oktober unmöglich von allen Staaten der Welt im Hinblick darauf, dass der Mond vor der Sonne untergeht und dass die Konjunktion nach Sonnenuntergang stattfindet. Deshalb ist zu erwarten, dass diese Staaten ihr Fasten am Sonntag vollenden und Montag, der 23. Oktober ist der Erste der Tage des glücklichen `Īdu l-Fiṭr in diesen Staaten.
Was die Staaten betrifft, die ihr Fasten am Sonntag begannen, so wird Sonntag, der 22. Oktober der neunundzwanzigste Tag des Monats Ramaḍān sein und ihr Ausschauhalten nach dem Hilāl des Monats Šawwāl wird an diesem Tag sein, aber an jenem Tag ist die Sichtung des Hilāls auch unmöglich von allen Staaten der islamischen Welt im Hinblick darauf, dass der Mond vor der Sonne untergeht in einigen Regionen, bzw. zusammen mit der Sonne untergeht in den anderen Regionen. Deshalb ist zu erwarten, dass diese Staaten ihr Fasten am Montag vollenden und Dienstag, der 24. Oktober ist der Erste der Tage des glücklichen `Īdu l-Fiṭr in diesen Staaten.
Hinsichtlich des Hilāls des Monats Šawwāl dieses Jahres, so zeigen die astronomischen Berechnungen, dass die [geo]zentrische Konjunktion des Monats Šawwāl 1427 n.H. am Sonntag, dem 22. Oktober um 5:14 Uhr GMT morgens stattfindet. Dass der Mond nach Sonnenuntergang am Sonntag, dem 22. Oktober nicht mehr am Himmel ist, macht es unmöglich, dass Montag der Erste der Tage des glücklichen `Īdu l-Fiṭr ist, sowohl für die Staaten, die eine Sichtung des Hilāls zur Bedingung machen, als auch für diejenigen, die sich mit seiner Anwesenheit nach Sonnenuntergang begnügen, selbst wenn seine Sichtung nicht möglich ist. Was die Sichtung des Hilāls des Monats Šawwāl am Montag, dem 23. Oktober betrifft, so ist die Sichtung des Hilāls unter Verwendung eines Teleskops möglich in einem Großteil des asiatischen Kontinents und in Teilen von Nordamerika, während die Sichtung des Hilāls mit bloßem Auge leicht möglich ist im Süden und in der Mitte des afrikanischen Kontinents und in Südamerika. Unter der Vorraussetzung, dass die Sichtung des Hilāls eine Bedingung für den Beginn des Hiğriyy-Monats ist, so sollte der korrekte Beginn des Monats Šawwāl dieses Jahres in den meisten Staaten der Welt auf Dienstag, den 24. Oktober fallen.
Wenn man einen Blick wirft auf die Situation des Mondes am Sonntag, dem 22. Oktober in einigen arabischen und islamischen Städten, so wird der Mond in Teheran 8 Minuten vor der Sonne untergehen; in Baġdād 6 Minuten vor der Sonne; in Damaskus, Bayrūt, Tunis und Algier 5 Minuten vor der Sonne; in Kuwayt, `Ammān und Jerusalem 4 Minuten vor der Sonne; in Manāma, Kairo und Tripolis drei Minuten vor der Sonne; in Masqaṭ, Abū Ẓaby, Dawḥa und Rabat zwei Minuten vor der Sonne; und in Riyāḍ eine Minute vor der Sonne. Was Makka al-Mukarrama betrifft, so wird der untere Rand der Mondsichel ca. eineinhalb Minuten vor der Sonne untergehen, und die Mondsichel wird 51 Sekunden nach dem vollständigen Untergang der Sonne gänzlich untergegangen sein. Dies bedeutet die Unmöglichkeit einer Sichtung des Hilāls am Sonntag in allen genannten Regionen, und es ist ebenso unmöglich in den restlichen Gebieten der islamischen Welt.
Um die Ergebnisse der Beobachtung des Hilāls des Monats Šawwāl zu erfahren ist es möglich, die ICOP-Seite im Internet auf der Adresse http://www.icoproject.org zu besuchen. Das Projekt wurde 1998 gegründet und es umfasst derzeit mehr als 300 Mitglieder, Wissenschaftler und an Mondsichtung und Kalendern Interessierte. Das Projekt ermutigt die Interessierten in verschiedenen Staaten der Erde zur Beobachtung des Hilāls und zur Einsendung ihrer Beobachtungsergebnisse an das Projekt über seine Seite im Internet.
ICOP erweist den Themen der Mondsichtung und der Gebetskalender große Bedeutung, indem das Projekt in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Astronomie der Emirate und dem Dokumentations- und Forschungszentrum eine astronomisch-wissenschaftliche Konferenz an den beiden Tagen 13/14. Dezember in der Stadt Abū Ẓaby organisieren wird. An der Konferenz nehmen Wissenschaftler aus verschiedenen Staaten der Welt teil, und die Konferenz wird in grundlegender Weise die Themen der Sichtung des Hilāls und der damit zusammenhängenden Probleme erörtern, insbesondere die falschen Beginne einiger islamischer Staaten bei der Festlegung des Beginns der Hiğriyy-Monate.
Übersetzung aus dem Arabischen: (c) Gerhard Aḥmad Kaufmann