Jahreskalender für Deutschland 1400-1449 n.H.
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Auf den folgenden Seiten werden hier erstmals berechnete Jahreskalender für Deutschland zur Verfügung gestellt, die über einen längeren Zeitraum von 50 Hijriyy-Jahren reichen. Diese Jahreskalender können zur Planung von Ereignissen in der näheren Zukunft dienen, aber auch zur Überprüfung vergangener Daten. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, an anderer Stelle veröffentlichte Jahreskalender mit unzulänglichen Informationen über die Art ihrer Berechnung damit zu vergleichen.
Zu den Kalendern:
Jahreskalender 1400-1409 n.H. / 1979-1989 n.J.
Jahreskalender 1410-1419 n.H. / 1989-1999 n.J.
Jahreskalender 1420-1429 n.H. / 1999-2008 n.J.
Jahreskalender 1430-1439 n.H. / 2008-2018 n.J.
Jahreskalender 1440-1449 n.H. / 2018-2028 n.J.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der islamische Tag bereits mit Sonnenuntergang des Vortages beginnt. Ein islamischer Tag besteht also zunächst aus der gesamten Nacht (layla), dann aus dem gesamten hellen Tag (nahār). In den Jahreskalendern ist mit „Erster Tag des Hijriyy-Monats fällt auf“ immer das Datum genannt, auf das der helle Tag (nahār) des islamischen Tages fällt. Im Falle des Ramaḍān entspricht das also dem ersten Tag, an dem gefastet wird.
Zur Berechnung der Jahreskalender
Die auf den folgenden Seiten dargestellten Jahreskalender wurden alle auf eine einheitliche Weise hergeleitet. Alle Daten beruhen auf Berechnung, es sind keine Beobachtungsergebnisse eingeflossen, auch nicht bei den Jahreskalendern für die Vergangenheit. Die verwendete Berechnungsmethode soll hier klar und nachvollziehbar beschrieben werden. Außerdem sind ein paar wesentliche Punkte für die Anwendbarkeit dieser Jahreskalender zu beachten:
- Die Jahreskalender gelten im engeren Sinn nur für den Bereich von Deutschland bzw. Mitteleuropa. Eine Anwendung auf andere Gegenden der Erde ist daher nicht ohne weiteres zulässig! Dies gilt in der Folge natürlich auch für die daraus abgeleiteten Statistiken.
- Zur Bestimmung der islamischen Monatsanfänge wird das Prinzip der lokalen Sichtung (Ikhtilāfu l-maṭāli`) herangezogen, d.h. es werden nur Sichtungsmöglichkeiten innerhalb eines eingeschränkten Horizonts (Maṭla`) zur Entscheidung herangezogen, nicht jedoch Sichtungen irgendwo auf der Welt.
- Da wegen der meteorologischen Umstände innerhalb Deutschlands in der Regel nur für wenige Monate im Jahr Sichtungen des Hilāls möglich sind, und zudem ein flächendeckendes Netz aus regelmäßigen Mondsichtern in Deutschland praktisch nicht existent ist, wurde als Maṭla` ganz Europa angenommen. Dies entspricht einer Anwendung der Fiqh-Regel „Erschwernis bringt Erleichterung“ (al-mašaqqa tajlibu l-taysīr). Die Beschränkung auf einen bestimmten Staat (z.B. Deutschland) ergibt auch islamologisch gesehen keinen Sinn, es erscheint aus verschiedenen Gründen sinnvoller, eine größere, und zwar eine durch die Geographie und nicht durch historisch begründete Grenzen von Nationalstaaten definierte Region als Maṭla` heranzuziehen.
- Als „Europa“ wird hier der kontinentale Teil einschließlich der Britischen Insel und Irlands verstanden. Dieser Bereich bildet auch geologisch gesehen eine Einheit. Nicht inbegriffen sind Island und die politisch zu Europa gezählten atlantischen Inselgruppen (Azoren, Madeira, Kanaren, etc.), da diese geologisch nicht zum europäischen Kontinent zu rechnen sind.
- Die Sichtungsmöglichkeit wurde nach dem Yallop-Kriterium D abgeleitet. Das Kriterium D entspricht einer Sichtbarkeit nur mit Fernglas oder Teleskop. Das Yallop-Kriterium wurde empirisch aus mehreren hundert Beobachtungen oder Nicht-Beobachtungen des Hilāls während der vergangenen 150 Jahre ermittelt. Es hat sich als äußerst zuverlässiges Kriterium erwiesen. Es wurde 1997/98 von B. D. Yallop publiziert in der NAO Technical Note No. 69 des HM Nautical Almanac Office.
- Das Yallop-Kriterium wurde angewendet zum Zeitpunkt der besten Beobachtungszeit für den Hilāl („Best Time“). Die übliche Definition dafür lautet Best Time = Sonnenuntergangszeit + 4/9 Lag Time, wobei Lag Time = Monduntergangszeit - Sonnenuntergangszeit. Es wurde topozentrische Berechnung angewendet, sowie eine Korrektur für die Refraktion (Temperatur 15°C, Luftdruck 1010 hPa) angesetzt.
Basierend auf diesen Grundlagen wurden nun alle Monatsanfänge während eines Zeitraums von 50 Hijriyy-Jahren hinsichtlich der theoretischen Sichtbarkeit des Hilāls innerhalb des angenommenen Maṭla`s untersucht. Es wurde dann der nächste Tag als der Erste des neuen Hijriyy-Monats angenommen, wenn irgendein Teil von Europa (wie oben beschrieben) in die Zonen A-D nach dem Yallop-Kriterium fällt.
Wenn die Sichtbarkeitszone des Hilāls nur gerade noch streifend auf Europa fällt, so sind innerhalb Europas insbesondere Südspanien, Südportugal, und in seltenen Fällen auch Irland und Schottland (dies war z.B. im Šawwāl 1412/April 1992 der Fall) begünstigt als die Orte, an denen gerade noch eine Sichtung möglich sein kann. Es wurde daher in diesen Fällen ein besonderes Augenmerk auf die Sichtbarkeitsbedingungen in der Umgebung von Tarifa (südlichste Stadt in Spanien) und des Cabo de São Vicente (südwestlichste Landspitze von Portugal) gerichtet, wo gelegentlich eine Entscheidung recht knapp ausfiel. Innerhalb des untersuchten Zeitraums von 600 Hijriyy-Monaten gab es aber nur 13 Fälle, also etwa 2 %, wo die Grenze der Sichtbarkeit so knapp in der Nähe dieser Orte verlief, dass eine Entscheidung nur durch eine ganz genaue Nachprüfung im Detail getroffen werden konnte. Wenn diese Gebiete jedoch außerhalb der Sichtbarkeitszone lagen, wurde der Monatsbeginn nicht als gegeben angenommen, selbst wenn die Grenze der Sichtbarkeitszone dann nur ganz knapp entfernt in Nordmarokko oder vor der portugiesischen Küste lag.
Alle Untersuchungen wurden doppelt durchgeführt um Fehler auszuschließen. Das Ergebnis ist in tabellarischer Form auf den folgenden Seiten dargestellt. Zu gegebener Zeit werden in šā’a-Llāh noch Jahreskalender für weitere Zeiträume angefügt werden.
Statistik
Mit den gewonnenen Daten wurden einige statistische Untersuchungen angestellt. Die Ergebnisse seien hier aufgelistet und kommentiert:
- Es treten während des gesamten untersuchten Zeitraums von 600 Hijriyy-Monaten nur Monatslängen von 29 oder 30 Tagen auf. Es gab keinen einzigen Fall, wo die Herleitung der Monatsanfänge nach der oben beschriebenen Methode zu 28 oder 31 Tage langen Monaten geführt hätte, so dass eine zwangsweise Korrektur des ermittelten Datums notwendig geworden wäre.
- Es treten während des gesamten untersuchten Zeitraums von 50 Hijriyy-Jahren nur Jahreslängen von 354 Tagen (Gemeinjahr) oder 355 Tagen (Schaltjahr) auf. Es gab keinen einzigen Fall, wo die Herleitung der Monatsanfänge nach den oben beschriebenen Methoden zu 353 oder 356 Tage langen Jahren geführt hätte.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die verwendete Methode zur Bestimmung der Monatsanfänge keine groben Fehler durch unzulässige Monats- oder Jahreslängen verursacht. Diesem Kriterium müssen sich andere Methoden erst noch unterwerfen. Die Ergebnisse eines solchen Vergleichs würden meinerseits mit Interesse aufgenommen werden.
- Anzahl der Monate mit 29 Tagen im untersuchten Zeitraum: 281
- Anzahl der Monate mit 30 Tagen im untersuchten Zeitraum: 319
- Mittlere Länge der Monate im untersuchten Zeitraum: 29,53 Tage. Dies entspricht genau der Länge des synodischen Monats.
Interessant ist hier auch die folgende Statistik: Obwohl über einen längeren Zeitraum betrachtet jeder Monat in 47 % der Fälle eine Länge von 29 Tagen und in 53 % der Fälle eine Länge von 30 Tagen haben sollte, gibt es für den Monat Ramaḍān im untersuchten Zeitraum von 50 Jahren ein deutlich von dieser Verteilung abweichendes Ergebnis:
- Anzahl Jahre, in denen der Monat Ramaḍān 29 Tage hat: 20 Fälle = 40 %
- Anzahl Jahre, in denen der Monat Ramaḍān 30 Tage hat: 30 Fälle = 60 %
Die Interpretation dieses Ergebnisses sei jedem selbst überlassen, für eine statistische Aussagekraft müsste ein längerer Zeitraum als nur 50 Jahre untersucht werden. Es gibt aber zu denken, dass dieser besondere Monat (zumindest in unserer Epoche) so oft die volle Länge von 30 Tagen hat und uns damit die Möglichkeit zu mehr `Ibāda bietet. Leider stellt man ja aber oft fest, dass viele Fastende jede noch so unbestätigte oder unglaubwürdige Information (Gebetskalender unbekannter Herkunft, kolportierte „Sichtungs“meldungen) benutzen, um ihr Fasten nach 29 Tagen zu beenden. Allāhu a`lam.
Die mathematisch „idealisierte“ Abfolge der Monatslängen im islamischen Kalender würde einer jeweils abwechselnden Folge von Monaten mit 30 und 29 Tagen entsprechen, beginnend mit 30 Tagen für den Muḥarram und endend mit 29 Tagen für den Dhū l-ḥijja in Gemeinjahren bzw. 30 Tagen für den Dhū l-ḥijja in Schaltjahren. Eine solche „idealisierte“ Abfolge tritt jedoch in der Realität wegen der veränderlichen Umlaufbahn des Mondes um die Erde recht selten auf, denn innerhalb des untersuchten Zeitraums entsprechen nur die beiden Jahre 1406 n.H. (Schaltjahr) und 1430 n.H. (Gemeinjahr) diesem Schema. Dies liegt auch daran, dass recht häufig Serien von Monaten mit gleicher Länge diese „idealisierte“ Abfolge unterbrechen:
- Zwei Monate mit 29 Tagen in unmittelbarer Folge: 46 Fälle
- Drei Monate mit 29 Tagen in unmittelbarer Folge: 8 Fälle
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Vier Monate mit 29 Tagen in unmittelbarer Folge: 0 Fälle
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Zwei Monate mit 30 Tagen in unmittelbarer Folge: 44 Fälle
- Drei Monate mit 30 Tagen in unmittelbarer Folge: 17 Fälle
- Vier Monate mit 30 Tagen in unmittelbarer Folge: 7 Fälle
- Fünf Monate mit 30 Tagen in unmittelbarer Folge: 0 Fälle.
Es wird gelegentlich das gehäufte Aufeinanderfolgen von Monaten mit gleicher Länge zum Anlass genommen, die Zuverlässigkeit berechneter Kalender anzuzweifeln. Ebenso wird dieses Argument dazu verwendet, Monate künstlich zu verkürzen bzw. zu verlängern, weil man fälschlicherweise davon ausgeht, dass es keine längeren Serien von Monaten mit gleicher Länge geben dürfte. Dies ist aber nicht korrekt: Das obige Ergebnis zeigt, dass das mehrfache Aufeinanderfolgen von Monaten mit 29 oder 30 Tagen überhaupt nichts Ungewöhnliches ist. So ist es zwar selten, aber durchaus nicht unmöglich, dass Serien von drei Monaten mit 29 Tagen und sogar Serien von vier Monaten mit 30 Tagen auftreten. Dies geschieht im Durchschnitt jeweils einmal in sechs bis sieben Jahren, und dennoch wird der gesamte Kalender dadurch nicht „außer Tritt“ gebracht. Noch längere Serien sind im untersuchten Zeitraum nicht aufgetreten, können aber für andere Zeiträume auch nicht prinzipiell ausgeschlossen werden.
Anmerkung: Prof. Dr. Iraj Malakpur von der Universität Teheran führte eine Untersuchung von 65000 Monaten bzw. Standorten durch, bei der er ebenfalls eine maximale Anzahl von 3 aufeinanderfolgenden Monaten mit 29 Tagen und von 4 aufeinanderfolgenden Monaten mit 30 Tagen fand. Diese Untersuchung wurde veröffentlicht in der Herbst-1385 Ausgabe von Našr-e Daneš (in Persisch).
- Anzahl der Gemeinjahre mit 354 Tagen im untersuchten Zeitraum: 31
- Anzahl der Schaltjahre mit 355 Tagen im untersuchten Zeitraum: 19
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Mittlere Länge der Jahre im untersuchten Zeitraum: 354,38 Tage. Dies entspricht fast exakt der Länge von 12 synodischen Monaten.
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Der neue Monat beginnt mit dem ersten Sonnenuntergang nach der geozentrischen Konjunktion von Sonne und Mond (Neumond), d.h. Mondalter < 24 Std.: 136 Fälle (23 %)
- Der neue Monat beginnt mit dem zweiten Sonnenuntergang nach der geozentrischen Konjunktion von Sonne und Mond (Neumond), d.h. Mondalter 24-48 Std.: 439 Fälle (73 %)
- Der neue Monat beginnt mit dem dritten Sonnenuntergang nach der geozentrischen Konjunktion von Sonne und Mond (Neumond), d.h. Mondalter > 48 Std.: 25 Fälle (4 %)
(Anmerkung: Hier wurde der Zeitpunkt des scheinbaren Sonnenuntergangs für Südwest-Deutschland angenommen). Dieses Ergebnis zeigt einerseits, dass der Hilāl in Europa normalerweise und in den meisten Fällen erst beim zweiten Sonnuntergang nach Neumond gesichtet werden kann, und dass es andererseits überhaupt nichts Ungewöhnliches ist, wenn ein Hijriyy-Monat sogar erst mit dem dritten Sonnenuntergang nach Neumond beginnt. Dieser Fall tritt jeweils gehäuft in den Jahren 1988-91, 1995-97, 2006-08, 2011-15 und 2024-27 auf, und zwar nur in den Monaten Juli bis November. Dies liegt an der veränderlichen Umlaufbahn des Mondes um die Erde, die in diesen Jahren und Monaten besonders ungünstige Sichtungsbedingungen auf der Nordhalbkugel der Erde hervorruft, so dass dann oft der Hilāl erst mit dem dritten Sonnenuntergang nach Neumond innerhalb Europas zu sehen ist.