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Astronomie

Die Rolle der Astronomie im Islam

Dr. Shirin Haque-Copilah Physics Dept., Univ. of the West Indies, Trinidad und Tobago

Einleitung

„Und Wir haben nicht den Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist zum Spiel erschaffen, Wir haben sie beide nur zur Wahrheit erschaffen, aber die meisten von ihnen wissen es nicht." (al-Dukhān, 44:38-39)

„In der Schöpfung der Himmel und der Erde und dem einander Nachfolgen der Nacht und der Tageszeit und dem Schiff, das im Meer schwimmt mit dem, was den Menschen nützt, und dem, was Allāh vom Himmel herabgesandt hat an Wasser, und mit dem Er die Erde lebendig macht nach ihrem Sterben und auf ihr von allem Getier verbreitet hat, und dem Wechseln der Winde und den Wolken, dienstbar gemacht zwischen dem Himmel und der Erde, sind ja bestimmt Zeichen für Leute, die Verstand haben." (al-Baqara, 2:164)

Muss mehr gesagt werden? Einer der Gründe für die Offenbarung des heiligen Qur'ān ist es, die Menschen zum Nachdenken einzuladen. Was kann denn möglicherweise klarer als dieses sein in Bezug auf unser Verhalten hier auf der Erde, was den Gebrauch unseres Verstandes anbetrifft, um die Welt um uns herum zu verstehen? Der heilige Qur'ān befasst sich eingehend mit den vielen Zeichen Allāhs in der Natur, um uns und in uns, um ein tiefes Gefühl der Ehrfurcht vor den vielen Zeichen unseres Herren zu vermitteln, die denen offenbar werden, die den Verstand gebrauchen. Es ist wirklich bemerkenswert, dass der Qur'ān, der zwischen 610 und 632 n.J. offenbart wurde, in sich wissenschaftliche Erkenntnisse enthält, die erst nach Jahrhunderten entdeckt wurden. Die einzige Erklärung dafür ist, dass er ohne einen Zweifel göttlichen Ursprungs ist. Wir Muslime glauben, dass der Qur'ān im arabischen Original das genaue Wort Allāhs, des Allerhöchsten, ist. Ein richtiges Verstehen des Qur'āns erfordert daher auch ein Verständnis der Wissenschaft. Es ist zwar nicht die Absicht des Qur'āns, uns die Wissenschaft zu erklären, aber er ermutigt die Menschen, über die Werke der Schöpfung nachzudenken, auf dass wir die Größe des allmächtigen Gottes erkennen mögen. Bevor wir uns eingehender damit befassen, ist es notwendig, einen sehr wichtigen Unterschied klar zu machen: den zwischen Astronomie und Astrologie. Die beiden Ausdrücke werden oftmals von vielen Leuten durcheinandergebracht, als hätten sie dieselbe Bedeutung. Aber sie könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Die Astronomie ist eine Wissenschaft und ḥalāl während die Astrologie eine Pseudo-Wissenschaft und ḥarām ist. Die Astronomie befasst sich mit dem Studium des Himmels in dem Bemühen, die zugrundeliegenden Prinzipien zu verstehen, die das Verhalten der Planeten, Sterne, Galaxien und des Universums im Allgemeinen regeln. Die Astrologie behauptet das Schicksal einzelner Personen als Ergebnis der ‚Einwirkung' der Planeten usw. auf ihr Leben vorherzusagen. Bis heute gab es keinerlei Widerspruch zwischen der Astronomie, wie wir sie verstehen, und dem Qur'ān.

Der Qur'ān befasst sich mit vielen Gebieten der Wissenschaft, wie zum Beispiel der Geologie der Erde, dem Tier- und Pflanzenreich, der menschlichen Fortpflanzung und der Astronomie. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Stellung der Astronomie im Islām mit der Betonung auf die beobachteten Tatsachen und nicht auf Theorien. Eine Theorie wird dazu benutzt, ein beobachtetes oder angenommenes Phänomen zu erklären, und sie kann zu gegebener Zeit modifiziert, geändert oder verworfen werden, je nachdem wie passend sie gegenüber den empirischen Daten ist. Theorien können von Natur aus subjektiv sein, aber eine Beobachtung ist eine Tatsache und kann nicht geändert werden, sondern nur weiter verfeinert.

Dieser Artikel befasst sich nicht mit spekulativer Astronomie. Weil wir, wie in allen Wissenschaften, nicht alles verstehen und es viele Dinge gibt, die Modellvorstellungen bleiben. Es sollte im Auge behalten werden, dass selbst tausend Experimente eine Theorie nicht als richtig bestätigen werden, während ein Experiment sie widerlegen kann. Das Verständnis der dem Uhrwerk des Universums zugrundeliegenden Prinzipien stattet uns mit einem viel tieferen Gefühl der Ehrfurcht und der Wertschätzung des Einen aus, der es schuf. Das Gefühl ist ähnlich dem, was der Physiker Richard Feynman ausdrückte:

„Ich habe einen Freund, der Künstler ist, und manchmal hat er Ansichten, bei denen ich ihm kaum zustimmen kann. Er hält dann eine Blume hoch und sagt: ‚Schau wie schön sie ist!' und ich denke ich würde zustimmen. Aber er sagt: ‚Siehst du, ich als Künstler kann sehen, wie schön sie ist, aber du als Wissenschaftler, oh, du nimmst das alles auseinander und es wird zu etwas Langweiligem.' Aber ich denke, dass er bekloppt ist. Erstens, die Schönheit, die er sieht, ist auch anderen Menschen zugänglich, und ich glaube auch mir, obwohl ich vielleicht in ästhetischer Hinsicht nicht so gebildet bin wie er, aber ich weiß die Schönheit einer Blume zu schätzen. Zugleich sehe ich sehr viel mehr in der Blume als er sieht. Ich könnte mir die Zellen darin vorstellen, die komplizierten Vorgänge im Innern, die auch eine Schönheit besitzen. Ich will damit sagen, es gibt nicht nur Schönheit in dieser Größenordnung eines Zentimeters, es gibt auch Schönheit in einem kleineren Maßstab, die innere Struktur. Auch die Prozesse, die Tatsache, dass die Farben in der Blume sich entwickeln, um Insekten zu ihrer Bestäubung anzulocken, ist interessant - es bedeutet, dass Insekten die Farbe sehen können. Das fügt eine weitere Frage hinzu: Existiert dieser Sinn für Ästhetik auch in der niederen Lebensform? Warum ist es ästhetisch? Alle möglichen interessanten Fragen, die eine Kenntnis der Wissenschaft zu der Erregung und dem Geheimnis und der Ehrfurcht vor einer Blume nur hinzufügt. Sie fügt nur hinzu, ich kann nicht verstehen, wie sie etwas wegnehmen könnte." - Richard P. Feynman (1918-1988)

Es fügt nicht nur hinzu, sondern es bereichert, es vertieft. Das Verständnis und das Entwickeln einer Wertschätzung für die Schöpfungen Allāhs unter Zuhilfenahme der Wissenschaft kann das Bewusstsein eines Gläubigen für den Schöpfer bereichern und vertiefen.

Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Menschen zum Studium und Verstehen des Himmels einlädt, dann ist es der Islām. Ein Verständnis der Fachrichtung Astronomie ist unbedingt erforderlich für die Wertschätzung der Religion des Islām. Keine andere Religion benutzt den Himmel und die Bewegung der Sonne und des Mondes zur Zeitrechnung und für den Kalender oder ist so darauf angewiesen wie der Islām. Allāh erschuf dieses gewaltige Universum, in dem wir leben, und wir sind dazu aufgefordert, darüber nachzudenken und es zu verstehen, damit wir in der Lage sind, unsere Religion mit einer Überzeugung zu praktizieren, die nach unseren besten Möglichkeiten auf der Vernunft basiert. Durch die Gesetze Gottes, die Gesetze der Physik, sind wir an den Planeten Erde gebunden, doch der allmächtige Gott gab uns Augen, Verstand und Wissen, auf dass wir weit über unsere gewöhnliche Reichweite hinaus sehen können - in diesen Dingen liegen sicherlich Zeichen für die Allmacht unseres Schöpfers.

„Euer Herr ist ja Allāh, der ... geschaffen hat ... die Sonne und den Mond und die Sterne, Seinem Auftrag untergeben. ..." (al-A`rāf, 7:54)

„Und Er hat euch die Nacht dienstbar gemacht und die Tageszeit, und die Sonne und der Mond und die Sterne sind dienstbar gemäß Seinem Befehl. ..." (al-Naḥl, 16:12 und ähnlich Ibrāhīm, 14:33)

Astronomie im Qur'ān

Halten wir einen Moment inne und versuchen, uns den arabischen Nachthimmel vorzustellen - frisch und klar, mild und freundlich funkelnd... einladend, buchstäblich der Menschheit den Weg weisend. Wir sehen im Folgenden eine Auswahl einiger der Erwähnungen der Astronomie im Qur'ān. Es stellt in keiner Weise eine vollständige Liste dar. Der Qur'ān sagt uns, dass die Sterne da sind, um uns an Land und auf See zu leiten.

„Und Er ist derjenige, der für euch die Sterne gemacht hat, damit ihr durch sie rechtgeleitet werdet in der tiefen Finsternis des Landes und des Meeres. ..." (al-An`ām, 6:97)

„Und Wegzeichen, und durch die Sterne sind sie rechtgeleitet." (al-Naḥl, 16:16)

Wenn man mit den Konstellationen und den Sternen am Himmel vertraut geworden ist, kann man sich nie irgendwo in der Welt verlaufen. Sie sind wahrhaftig ein leitendes Licht am Himmelszelt. Man kann sich irgendwo auf der Welt befinden, und sofort nachdem man zum Nachthimmel aufblickt und Sterne erkennt, weiß man, auf welchem Breitengrad man ist und wo Norden ist und damit alle anderen Richtungen. Man kann die Jahreszeit erkennen ohne irgendeinen Kalender zu besitzen. Es ist ziemlich passend, dass die Mondsichel und die Sterne als Zeichen benutzt werden, um religiöse Angelegenheiten unter den Muslimen zu repräsentieren. Der Mond nimmt eine äußerst wichtige Position für die Zeitrechnung unter den Muslimen ein. Der Mondkalender ist einer der ältesten und ein natürliches Kalendersystem und die Astronomen erkennen an, dass der muslimische Kalender der einzige umfassend gebrauchte Mondkalender in reiner Form ist.

„Sie fragen dich nach den Neumonden. Sag: Es sind festgesetzte Zeiten für die Menschen und die Wallfahrt, ..." (al-Baqara, 2:189)

„..., und Er hat die Nacht zur Ruhe gemacht und die Sonne und den Mond als Berechnungsmaß, dies ist das Bemessen des Mächtigen, des Wissenden." (al-An`ām, 6:96)

„Er ist es, der die Sonne als erhellendes Licht gemacht hat und den Mond als Leuchte, und Er hat für ihn Stationen bemessen, damit ihr die Zahl der Jahre kennt und die Berechnung. ..." (Yūnus, 10:5)

„..., und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar gemacht, jeder läuft zu einer festgesetzten Frist, ..." (al-Ra`d, 13:2; Luqmān, 31:29; Fāṭir, 35:13 und al-Zumar, 39:5)

Es ist interessant zu bemerken, dass der Qur'ān viele Himmel und Erden erwähnt. Es ist bemerkenswert, dass eine der neueren Entdeckungen in der Astronomie diejenige anderer Welten so wie der unseren war. Erst 1995 wurde der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Bis heute wurden mehrere solche Planeten gefunden und extrasolare Planeten scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Vor wie vielen, vielen Äonen hat der Qur'ān dieses schon erwähnt!

„Allāh ist derjenige, der sieben Himmel geschaffen hat und von der Erde ihresgleichen, es kommt der Befehl zwischen ihnen herab, damit ihr wisst, dass Allāh zu allem imstande ist, und dass Allāh schon alles mit Wissen erfasst hat." (al-Ṭalāq, 65:12)

Der Qur'ān erwähnt stets die Sonne und den Mond verschiedenartig. Von der Sonne wird immer gesprochen als sirāğ (Lampe) und ḍiyā' (bedeutet das Leuchten, das aus sich selbst heraus existiert), während vom Mond als nūr gesprochen wird, was abgeleitetes Licht bedeutet. Das ist sehr genau, weil die Sonne ein Himmelskörper ist, der aufgrund von nuklearen Prozessen in seinem Innern sein eigenes Licht abstrahlt, der Mond leuchtet jedoch nur durch reflektiertes Licht.

„Und Er den Mond in ihnen als Licht gemacht hat, und Er hat die Sonne als Lampe gemacht?" (Nūḥ, 71:16)

Zur Zeit der Offenbarung des Qur'āns war es ein allgemein vertretener Glaube, dass die Erde stillstehe und die Sonne um uns kreise. Alles in allem erschien das logisch. Das Ego des Menschen war größer als das Universum, oder so dachte er wenigstens. Es war einfacher zu glauben, dass er in der Mitte des Universums lebte.

Erst im 16. Jahrhundert zeigte der Astronom Kopernikus, dass es anders war, dass stattdessen die Erde um die Sonne kreist. Halten wir einen Moment inne und betrachten den Zeitraum, in dem diese Information schon im heiligen Qur'ān stand. Feindschaft gegenüber der Wissenschaft im Allgemeinen und der Astronomie im Besonderen war das Missgeschick der katholischen Kirche im frühen 16. und 17. Jahrhundert. Wir sollten sie nicht nachahmen!

„Und Er ist es, der die Nacht geschaffen hat und die Tageszeit und die Sonne und den Mond. Jeder schwebt in einer Himmelssphäre, " (al-Anbiyā', 21:33)

„Und der Mond, Wir haben ihm Stationen bestimmt, bis er zurückkehrt wie die alte krumme Dattelpalmenrispe. Für die Sonne passt es nicht, dass sie den Mond einholt, und die Nacht kommt nicht der Tageszeit zuvor, und jedes schwebt in einer Himmelssphäre." (Yā-Sīn, 36:39-40)

Die Sterne schmücken unseren Nachthimmel und beschenken einen durch ihr freundliches Funkeln mit einem Gefühl des Friedens. Der Qur'ān sagt:

„Bei den voll und ganz Herausziehenden, und den mit Leichtigkeit Lösenden, und den herabschwebend Schwebenden, und den eilends Vorauseilenden, und den die Angelegenheit Lenkenden:" (al-Nāzi`āt, 79:1-5) *

Nur im Maßstab der Galaxie wird die Bedeutung dieses Verses erhellt. Eine Galaxie setzt sich aus Millionen und Abermillionen von Sternen zusammen. Eine Galaxie wie die unsere, die Milchstraße, ist eine Spiralgalaxie und sie rotiert. Ja, die Sterne darin bewegen sich in Umlaufbahnen und auch mit einer stetigen Bewegung, wenn sie durch den Weltraum schweben. Sie überholen einander tatsächlich, weil in jeder rotierenden Spiralstruktur die äußeren Arme sich schneller bewegen als die inneren Bereiche, und somit bei ihrer Bewegung die Sterne im Inneren überholen. Der Spiralaufbau unserer Galaxie wurde erst in diesem Jahrhundert entdeckt, denn weil wir uns in ihr befinden, ist uns ihr Spiralaufbau nicht leicht ersichtlich.

Es gibt eine Ordnung, Kosmos... nicht Chaos, in diesem gewaltigen Universum. Der Mond und die Erde bewegen sich in Umlaufbahnen und ihr Verhalten ist vorhersagbar. Es wurde gezeigt, dass nach der Entfernung eines Planeten aus unserem System unser Sonnensystem nicht länger stabil wäre. Kometen sind vorhersagbar und sie kehren wie erwartet wieder, den Gesetzen der Physik unterworfen, Gottes Gesetzen. Der Mensch kann niemals wirklich etwas erfinden, er kann nur entdecken. Das Universum ist vorhersagbar in seinem Verhalten, weil Allāh seine Bestandteile unterworfen hat und sie gehorchen Ihm gewissenhaft, im Gegensatz zum Menschen, dem ein Wille gewährt wurde.

„Dann wandte Er sich dem Himmel zu, und er war Rauch, und Er sprach zu ihm und zur Erde: Kommt beide, gehorsam oder widerwillig! Sie beide sagten: ‚Wir kommen als Gehorsame.'" (Ḥā-Mīm [Fuṣṣilat], 41:11)

Allāh muss nur sagen ‚Sei!' und etwas ist. Es ist wichtig zu bemerken, dass die heutige Physik nicht bis zum Anfang der Zeit zurückgehen kann, sondern nur sehr nahe an den ‚Anfang'. Das Verständnis der Physik des Universums beginnt bei t = 10-43 s, d.h. bei 0,0000000000000000000000000000000000000000001 s. Wir verstehen heutzutage, dass das frühe Universum aus Wasserstoff und Heliumgas zusammengesetzt war und dass einige Gebiete geringfügig kälter oder dichter als andere waren. Diese Gebiete kondensierten und wurden zu Galaxien, die sich aus zahlreichen Sternen in ihrem Innern zusammensetzen. Erst in den 1950er Jahren wurden diese Vorstellungen erforscht. Im Qur'ān stand es schon ganz offensichtlich vor so vielen, vielen Hunderten von Jahren. Selbst der Begriff der Zeit ist es wert, darüber nachzudenken. Die Größenordnung einer Sekunde mag für uns bequem sein, aber wir sind in der Lage zur Zeitmessung Atomuhren zu verwenden, die eine Genauigkeit von 1 zu 1012 haben, was bedeutet, wenn zwei Cäsium-Uhren betrieben werden, weichen sie nach 6000 Jahren nicht mehr als 1 s voneinander ab! In diesen Dingen sind Zeichen unseres Herren... Allāh allein ist des Lobes wert!

„Bei der Nachmittag-Zeit:" (al-`Aṣr, 103:1)

In Bezug auf die Ausdehnung des Universums finden wir im Qur'ān den folgenden Vers:

„Und der Himmel, Wir haben ihn erbaut mit Stärke, und bestimmt reichen Wir ja dazu aus," (al-Dhāriyāt, 51:47) **

Heute zeigen alle Beobachtungen, dass sich das Universum ausdehnt. Es wurden Galaxien beobachtet, die sich mit um so höheren und höheren Geschwindigkeiten von uns entfernen, je weiter weg sie sind. Dies zeigt, dass wir in einem expandierenden Universum leben, was 1926 von Edwin Hubble entdeckt wurde. Die Vorstellung eines expandierenden Universums war zu jener Zeit so fremdartig, dass man ihr den berühmten frei erfundenen Faktor Albert Einsteins verdankt. Seine Berechnungen zeigten, dass das Universum expandieren müsste, aber die Vorstellung war so bizarr, dass er eine Konstante in die Gleichungen einfügte, um wieder ein statisches Universum zu erhalten! Dies änderte er später, als Hubble beobachtete, dass das Universum expandiert. Es ist bei weitem einfacher, sich mit der Vorstellung eines statischen Universums zufrieden zu geben als mit einem expandierenden. Und doch erwähnt der Qur'ān sogar dieses, unser expandierendes Universum.

„Derjenige, der sieben Himmel geschaffen hat in passenden Schichten, du siehst nichts in der Schöpfung des Allerbarmers von Unstimmigkeit, und wende den Blick zurück: siehst du irgendwelche Risse? ... Und bestimmt haben wir schon den Himmel dieser Welt schön gemacht mit Lampen, ..." (al-Mulk, 67:3, 5)

Der Beitrag der muslimischen Gelehrten zur Entwicklung der Astronomie

Der allererste Vers, der dem Propheten Muḥammad (F.s.a.i.) offenbart wurde, bittet den Menschen inständig darum, Wissen zu erwerben:

„Trage vor, im Namen deines Herrn, der geschaffen hat! Er hat den Menschen geschaffen aus einem anhaftenden Blutgebilde. Trage vor! Und dein Herr ist der Edelste, der gelehrt hat mit dem Schreibrohr, Er hat den Menschen gelehrt, was er nie wusste." (al-`Alaq, 96:1-5)

Ein schnelles Umsehen im Qur'ān zeigt viele Suren, die mit astronomischen Bezügen beginnen:

„Bei den voll und ganz Herausziehenden," (al-Nāzi`āt, 79:1) ***

„Bei dem Himmel und dem Nachtstern, -" (al-Ṭāriq, 86:1)

„Bei der Sonne und ihrer Morgenhelle, und dem Mond, wenn er ihr folgt, ... und dem Himmel und was ihn erbaut hat," (al-Šams, 91:1-2, 5)

„Bei der Nacht, wenn sie einhüllt," (al-Layl, 92:1)

Es ist unsere moralische Verpflichtung, die Astronomie zu studieren! Nach den Ausführungen des vorigen Abschnitts würde es nur natürlich erscheinen, dass die treibende Kraft hinter der Astronomie zunächst und vor allem von den muslimischen Gelehrten ausginge. Und so war es auch in den frühen Jahren des Islām. Bedauerlicherweise hat diese Tendenz in den letzten Jahrhunderten einen ernsthaften Rückgang erlitten. Es ist wirklich interessant festzustellen, dass die Muslime tatsächlich die ersten waren, die die Wissenschaft der Astronomie und die Pseudo-Wissenschaft der Astrologie voneinander unterschieden und trennten. Die Entwicklung der Astronomie erlitt einen tiefen Niedergang und der letzte der großen muslimischen Astronomen war Fakhr al-Dīn al-Rāziyy (gest. 1228 n.J.). Wir wollen uns in die Vergangenheit zurückwagen und den Reichtum des Strebens nach Wissen, insbesondere in der Astronomie, in den frühen Tagen des Islām erkennen. Beiträge der muslimischen Gelehrten zur Astronomie werden natürlich Beiträge zur Mathematik und Physik beinhalten, die unverzichtbare Werkzeuge für das Studium der Astronomie darstellen. Wenn die Tradition des Suchens nach Wissen so wie der Islām es betont fortgeführt worden wäre, wäre die Astronomie weiter prächtig unter den muslimischen Gelehrten gediehen und wäre ohne Zweifel der heutigen Zeit um Jahrhunderte voraus, so wie es im heiligen Qur'ān hervorgehoben ist, was wir durch die Darlegungen in den vorigen Abschnitten gesehen haben.

Griechische Werke wurden von muslimischen Gelehrten ins Arabische übersetzt und sie fügten auch eigene Enzyklopädien hinzu. Als Europa später wieder erwachte, übersetzten sie die arabischen Werke und die arabischen Übersetzungen der griechischen Werke. Die Sternnamen wurden nicht übersetzt, sondern nur umschrieben, so dass heute viele, viele Sternnamen arabischen Ursprungs sind. Bei der Durchsicht irgendeines Sternkataloges fallen einem auf der Stelle die zahlreichen Namen auf, die arabischen Ursprungs zu sein scheinen, so wie Aldebaran und Deneb. In einem astronomischen Katalog mit fast 250 Sternen haben über 140 davon Namen arabischen Ursprungs. Viele neue Sterne wurden von Muslimen entdeckt. Das Buch von `Abdu l-Raḥmān al-Ṣūfiyy wurde nämlich von Alfonso X el Sabio ins Spanische übersetzt. Die Muslime führten viele Beobachtungen durch, die in astronomischen Tafeln, Zīğ genannt, zusammengefasst wurden. Einer der besten Beobachter war al-Battāniyy. Der Zīğ von al-Ma'mūn, beobachtet in Baġdād, der ḥakīmitische Zīğ aus Kairo, die Toledanischen Tafeln von al-Zarqaliyy und seinen Kollegen, der Zīğ Ilkhāniyy des Nāṣir al-Dīn al-Ṭūsiyy, beobachtet in Marāġa, und der Zīğ des Uluġ-Beg aus Samarkand gehören zu den berühmtesten islāmischen astronomischen Tafeln. Diese Tafeln hatten einen bedeutenden Einfluss auf die westliche Astronomie bis zur Zeit des Astronomen Tycho Brahe.

Die Muslime integrierten in der Astronomie ab dem 8. Jahrhundert die astronomischen Traditionen der Inder, der Perser, des antiken Nahen Ostens und insbesondere der Griechen. Der Almagest des Ptolemäus, dessen Name arabischen Ursprungs ist, wurde gründlich studiert und seine Planetentheorie wurde von verschiedenen Astronomen sowohl aus den östlichen wie den westlichen Ländern des Islām kritisiert. Eine Hauptkritik der Theorie wurde im 13. Jahrhundert von Nāṣir al-Dīn al-Ṭūsiyy und seinen Studenten entwickelt, insbesondere Quṭb al-Dīn al-Šīraziyy.

Das erste astronomische Observatorium als eine wissenschaftliche Einrichtung war das Observatorium von Marāġa in Persien, gegründet von al-Ṭūsiyy. Spätere europäische Observatorien folgten indirekt diesem Modell. Das berühmteste astronomische Instrument, das Astrolabium, wurde von Muslimen entwickelt, um Beobachtungen auszuführen. Es gab sogar von Ibn Samḥ vervollkommnete mechanische Astrolabien, die als Vorläufer der mechanischen Uhr angesehen werden können.

Die Muslime wandten ihr astronomisches Wissen auch in Fragen der Zeitrechnung und des Kalenders an, indem sie Almanache anfertigten, auch dieses Wort ist arabischen Ursprungs. Der genaueste Sonnenkalender, der bis heute existiert, ist der Ğalāliyy-Kalender, der unter der Leitung `Umar Khayyāms im 12. Jahrhundert entwickelt wurde. Er wird immer noch in Persien und Afghanistan verwendet.

Auf dem Gebiet der Mathematik begannen die Muslime mit der Integration der griechischen und indischen Mathematik. Der erste große muslimische Mathematiker, al-Khwarizmiyy, der im 9. Jahrhundert lebte, schrieb eine Abhandlung über die Arithmetik, die die arabischen Zahlen in den Westen brachte. Er ist auch der Autor des ersten Buches über Algebra. Der Ausdruck Algebra selbst stammt vom ersten Teil des Titels des Buches von al-Khwarizmiyy, genannt al-Maqāla fī ḥisābi l-ğabr wa l-muqābila. Abū Kāmil al-Šuğā` diskutierte algebraischen Gleichungen mit fünf Unbekannten. Die Wissenschaft wurde weiter entwickelt von solchen Gestalten wie al-Karāğiyy, bis sie ihren Höhepunkt erreichte mit Khayyām, der algebraische Gleichungen bis zum dritten Grad nach Art und Klasse ordnete. Die Brüder Banū Mūsā, die im 9. Jahrhundert lebten, können als erste herausragende Muslime auf dem Gebiet der Geometrie bezeichnet werden, während ihr Zeitgenosse Thābit bin Qurra dabei half, die Grundlagen der Integralrechnung zu legen. Muslimische Gelehrte entwickelten auch die Trigonometrie, die von al-Birūniyy als ein eigener Zweig der Mathematik etabliert wurde. Infinitesimalrechnung, Trigonometrie und Geometrie sind die Grundsteine zur Lösung astronomischer Probleme. Andere muslimische Mathematiker wie Khayyām und al-Ṭūsiyy untersuchten die euklidische Geometrie, das ist die Geometrie flacher Oberflächen. Aber die muslimischen Mathematiker, insbesondere al-Battāniyy, Abū l-Wafā', Ibn Yūnus und Ibn al-Ḥaytham entwickelten auch die sphärische Geometrie. Die euklidische und die sphärische Geometrie sind besonders nützlich beim Studium der Gesamt-Geometrie des Universums innerhalb des Studiums der Kosmologie.

Die Werke von Ibn Sīna, Abū l-Barakāt al-Baġdādiyy, Ibn Bāğğa und anderen führten zur Entwicklung der Idee von Kraft und Impuls, Prinzipien der Physik, die auf die Bewegung von Körpern in der Astronomie angewandt werden. Ein anderes für die Astronomie wichtiges Gebiet ist die Optik. Sie ist sehr bedeutsam für die Entwicklung von Werkzeugen für die Beobachtung, wie Teleskopen, die Linsen oder Spiegel verwenden. Ibn al-Ḥaytham (der lateinische Alhazen), der im 11. Jahrhundert lebte, war einer der größten Studierenden der Optik zwischen Ptolemäus und Witelo. Ibn al-Ḥaythams Hauptwerk über die Optik, das Kitābu l-manāẓir, war auch im Westen wohlbekannt als Thesaurus opticus. Ibn al-Ḥaytham studierte die Eigenschaften von Linsen, entdeckte die Camera obscura, erklärte richtigerweise den Prozess des Sehens, studierte den Aufbau des Auges und erklärte zum ersten Mal, warum die Sonne und der Mond am Horizont größer erscheinen (einfach erklärt, ist es weil die dickeren Schichten der Atmosphäre am Horizont im Vergleich zu denen über einem wie ein Vergrößerungsglas wirken). Sein Interesse an der Optik wurde zwei Jahrhunderte später von Quṭb al-Dīn al-Šīraziyy und Kamāl al-Dīn al-Fārisiyy weitergeführt. Es war Quṭb al-Dīn, der die erste richtige Erklärung der Entstehung des Regenbogens gab.

Muḥammad ibn Ğābir al-Battāniyy, einer der zwanzig größten Astronomen in der Geschichte der Zivilisation, kommentierte: „(Die Astronomie) hat einen wohlverdienten Platz unter den Disziplinen wegen ihres gewaltigen Anteils daran, dem Menschen dabei zu helfen, die Jahre und Monate zu berechnen, ihn mit einer genauen Zeit zu versorgen, die Jahreszeiten zu bezeichnen, die Zu- und Abnahme der Länge von Tag und Nacht wahrzunehmen, die Positionen und Finsternisse von Sonne und Mond zu beobachten, Zeuge der Bewegungen der Planeten bei ihrer Reise zu unterschiedlichen Orten und Sternzeichen zu sein. Vieles mehr kann von ihr noch durch Studium und Untersuchung hinzugefügt werden, was unabänderlich zu weiterem Beweis und Kenntnis der Größe, der Weisheit und der Macht des Schöpfers (swt) führt."

Der heilige Qur'ān ist voll von Edelsteinen astronomischer Darlegungen - von denen ein paar Splitter in diesem Artikel hervorgehoben wurden. Das allein sollte schon eine Inspiration für muslimische Gelehrte sein, heutzutage das Streben um Kenntnisse in den Wissenschaften fortzuführen. So wie in alten Zeiten sollten wir uns bemühen, eine Kultur zu entwickeln, die wissenschaftlich reich ist im Verständnis natürlicher Phänomene durch „Leute, die Verstand haben".

In den letzten Jahren gab es eine konzertierte Anstrengung von vielen gebildeten Muslimen in der Notwendigkeit, die Astronomie für die Ermittlung der Monatsanfänge zu nutzen. In diesem Zusammenhang ist es zweckmäßig, den folgenden Vers aus dem heiligen Qur'ān anzuführen:

„Die Sonne und der Mond, gemäß Berechnung," (al-Raḥmān, 55:5)

Die gebildete muslimische Gemeinschaft nimmt diese Angelegenheiten nun sehr ernst und es gibt eine internationale Anstrengung mit CFCO (Committee for Crescent Observation), einer seit 1978 aktiven Gesellschaft, und dem jüngeren ICOP (Islamic Crescents' Observation Project), die beide Mitglieder aus der ganzen Welt aufnehmen, deren Aufgabe es ist, die junge Mondsichel nicht nur in den Monaten zu beobachten, die den Beginn oder das Ende des Ramaḍān anzeigen, sondern während des ganzen Jahres. Dieses Problem war immer wieder ein Zankapfel unter den Muslimen. In diesem Zusammenhang wäre es zweckmäßig, die Worte des berühmten Fiqh-Gelehrten Dr. Ṭāhā Ğābir al-Alwāniyy aus seinem Buch Iğtihād **** hervorzuheben, die sich auf die Mondsichtung zu Beginn und Ende des heiligen Monats Ramaḍān beziehen. Dr. al-Alwāniyy benutzt die Mondsichtung als ein Beispiel beim Herausstellen der Notwendigkeit und der Bedeutung von Iğtihād in Beziehung zum Raum-Zeit-Faktor, und ich zitiere ihn:

„... Es konnte niemals die Absicht des Propheten gewesen sein, das Leben so schwer zu machen, als er diese Regel einführte. Er sprach zu seiner Zeit des Schreibens und Lesens unkundige Leute an, und das Beste was sie tun konnten, um den Monatsbeginn festzustellen, war den Mond mit bloßem Auge zu sehen. Sie hatten keine anderen Möglichkeiten und Allāh (swt) wünschte nicht, ihnen die Angelegenheiten schwierig oder unmöglich zu machen. Wenn aber genauere Instrumente existieren, um den gleichen Sachverhalt zu bestimmen, wäre es völlig unannehmbar, und in der Tat rückständig, wenn man darauf bestehen würde, altmodische und unangemessene Methoden zu verwenden. Die Botschaft des Islām gilt für alle Menschen zu allen Zeiten, sie war niemals beschränkt auf die Araber aus Makka in den ersten Hiğriyy-Jahrhunderten. Deshalb ist das Festhalten an der wortwörtlichen Bedeutung ungeachtet des Zeitfaktors eine einfältige Herangehensweise, die weder zu Erleuchtung noch zu Fortschritt führt." Aus: Iğtihād (1993), herausgegeben vom International Institute of Islamic Thought, USA, S. 27

Man kann sich leiten lassen von astronomischen Berechnungen, die einem helfen zu wissen, wann und wo nach der Mondsichel zu suchen ist. Dies hat zutage gebracht, dass viele Länder, Saudi-Arabien inbegriffen, bisher bei der Festlegung des Beginns der neuen Monate im Irrtum waren. Einige haben anerkannt, dass sie im Irrtum waren und revidieren nun ihre Haltung in diesem Punkt. Es ist wichtig, dass wir nicht blindlings bei etwas mitmachen, sondern dass wir danach streben, zu begreifen und uns selbst von der Richtigkeit der verwendeten Methoden zu überzeugen. Das moderne Zeitalter des Internetzugangs und der elektronischen Kommunikation versucht uns zu informieren und als Muslime zu einen, wie es niemals zuvor möglich war.

Es sind heute mehrere unterschiedliche Softwareprogramme verfügbar, um Datum und Uhrzeit der Neumonde, die Gebetszeiten und die Qibla-Richtung zu berechnen. Das Studium der Astronomie ist nicht etwas, vor dem man sich fürchten müsste - es erleuchtet uns und führt uns zu tieferem Verständnis und Wertschätzung unserer Religion und zur Anerkennung der Allmacht unseres Schöpfers. Es liegt nichts Falsches darin, wenn wir bei der Suche nach der Mondsichel wissen, wann und wo wir nach ihr ausschauen müssen. Wieder und wieder betont der Qur'ān den Aspekt „für Leute, die Verstand haben". Wir sollten darauf hören, sicherlich liegt eine große Wichtigkeit und Relevanz darin, dass es so viele Male wiederholt wird.

Der Prophet Muḥammad (F.s.a.i.) sagte: „Strebt nach Wissen von der Wiege bis zum Grab." Islām bedeutet lebenslanges Lernen. Lebenslanges Lernen heißt, dass wir niemals alles wissen oder verstehen können. Es ist ein dynamischer Prozess und wir müssen damit weitermachen, die ganze Zeit bestrebt zu sein.

„Ja, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und dem einander Folgen der Nacht und der Tageszeit sind bestimmt Zeichen für die mit der Einsicht, die sich an Allāh erinnern, stehend und sitzend und auf ihren Seiten, und nachdenken über die Schöpfung der Himmel und der Erde: Unser Herr, dies hast Du nicht vergeblich erschaffen, Preis Dir, so schütze uns vor der Strafe des Feuers." (Āli `Imrān, 3:190-191)

„Preise den Namen deines Herrn, des Allerhöchsten, der geschaffen hat und gebildet, und der bemessen hat und rechtgeleitet," (al-A`lā, 87:1-3)

Bruder Khālid Šawkat und mein Vater, Dr. Syed `Abdul Haque, lasen das Manuskript und machten wertvolle Anregungen, und ich sage Subḥāna-Llāh, ğazāka-Llāh.

* Anm. d. Übers.: An dieser Stelle steht im Original eine englische Übertragung der Qur'ānverse, die diese Verse explizit auf die Sterne bezieht. In der deutschen Übertragung von Aḥmad von Denffer beziehen sich diese Verse nach Ibn Qutayba auf die Engel. ** Anm. d. Übers.: Im Original endet die englische Übertragung dieses Qur'ānverses sinngemäß mit „... und bestimmt dehnten wir ihn aus."

*** Siehe obige Anmerkung zu diesem Vers. **** Wörtl.: Bemühen, Anstrengung, Fleiß

Übersetzung aus dem Englischen: © Gerhard Aḥmad Kaufmann - Mörlenbach - Muḥarram 1422 n.H. - April 2001 n.J. Qur'ānverse aus: v. Denffer, A.: Der Koran - Die heilige Schrift des Islam in deutscher Übertragung. Islamabad und München: Islamisches Zentrum München, 1996.

Kommentar der AUASS zum `Īdu l-fiṭr 1423

Arabische Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS)

Mitglied des "Rates für Arabische Wirtschaftseinheit" - Arabische Liga

Ref. 92/2002/m

Datum 11.12.2002 n.J.

Erfolg der Jordanischen Astronomischen Gesellschaft beim Aufsuchen der Mondsichel mit dem Flugzeug - Kommentar der AUASS zum `Īdu-l-fiṭr

Als Präzedenzfall unternahm die JAS erstmalig in dieser Art ein Aufsuchen der Mondsichel des Monats Šawwāl des Jahres 1423 n.H. am Mittwoch, dem 4.12.2002 n.J. von Bord eines Flugzeugs aus, das in einer Höhe von ca. 4000 m über dem Meeresspiegel flog. Das Beobachtungsteam umfasste die beiden Mitglieder der Gesellschaft, Ing. Ṭāriq Hādiy (Pilot des Flugzeugs) und Ing. Muḥammad Odeh, Vizepräsident des zur AUASS gehörenden Ausschusses der Neumonde, der Kalender und der Zeitrechnung, sowie das Mitglied der Gesellschaft Herrn Ṭāriq Kātbeh, der das Team vom Boden unterstützte, sowie Herrn Oliver Behar. Während das einmotorige Flugzeug vom Flugplatz Mārkā um Viertel nach drei Uhr nachmittags jordanischer Zeit startete und Kurs nahm auf die Region Ğurf al-Darāwīš, begann die Tätigkeit des Aufsuchens der Mondsichel des Monats Šawwāl umgehend nach Sonnenuntergang um 4 Uhr 44. Während der Tätigkeit des Aufsuchens bewegte sich das Flugzeug ungefähr in nordwestlicher Richtung mit Kurs auf die Stadt al-Ṭafīla. Um die Chance einer Sichtung der Mondsichel zu verbessern wurden Ferngläser benutzt, aber obwohl der Himmel in bemerkenswerter Weise sehr klar und rein war, war dem Beobachtungsteam die Beobachtung der Mondsichel nicht möglich. Der Grund dafür war das zu geringe Mondalter, und weil folglich die Mondsichel nicht genügend beleuchtet war, um ihre Sichtung von der Erde aus zu ermöglichen. Dies ergaben schon die vorherigen astronomischen Berechnungen, die eine Unmöglichkeit der Sichtung der Mondsichel des Monats Šawwāl am Mittwoch von allen Gebieten der islamischen Welt bestätigten. Dieser Flug des Flugzeugs war somit eine Bestätigung der Genauigkeit der astronomischen Berechnungen in bezug auf die Sichtung der Mondsicheln.

Die Wichtigkeit einer Beobachtung der Mondsichel vom Flugzeug aus liegt darin begründet, dass die Sichtung der Mondsichel merklich besser möglich ist von erhöhten Regionen aus im Vergleich zu Regionen, die auf Höhe des Meeresspiegels liegen. Jenes liegt an zwei wichtigen Gründen: Erstens, weil der Staub, der Qualm der Fabriken und besonders die industriellen Schadstoffe relativ schwer sind und stets an der Erdoberfläche und in geringer Höhe über ihr bleiben. Deshalb nimmt mit der Höhe über dem Meeresspiegel auch die Reinheit der Lufthülle zu und daraus folgt eine viel bessere Möglichkeit der Sichtung der Mondsichel. Zweitens, weil die Dichte der Lufthülle ebenfalls mit unserer Höhe über dem Meeresspiegel abnimmt und der Himmel deshalb in den erhöhten Regionen eine tiefere Bläue und ein geringeres Leuchten hat. Daraus folgt, dass die Sichtung und Unterscheidung des Leuchtens der dünnen Mondsichel vor dem Hintergrund des relativ dunklen Himmels in höheren Regionen leichter ist als die Sichtung und Unterscheidung des Leuchtens der dünnen Mondsichel vor dem Hintergrund des stark erleuchteten Himmels in niedrigen Regionen. Die Unterschiedlichkeit der Bläue des Himmels bemerken gewöhnlich die Besucher der Berge und der erhöhten Regionen. Aus diesem Grund bevorzugen es Mondsichter, die Mondsichel von erhöhten Bergregionen aus aufzusuchen, einerseits wegen der reinen Lufthülle und andererseits wegen des Mangels an Himmelsleuchten.

Natürlich ist die Nicht-Sichtung der Mondsichel vom Flugzeug aus unter diesen über-idealen Umständen ein schlagender Beweis für die Unmöglichkeit einer Sichtung der Mondsichel am Mittwoch von jedem der Erdoberfläche benachbartem Gebiet aus. Und die Freude im Beobachtungsteam war groß über den Erfolg des Experiments, aber die Freude wäre noch größer gewesen, wenn die Verantwortlichen irgendein Interesse für dieses beispielgebende Unternehmen gezeigt hätten. Aber im Gegenteil wurden wir schon durch die Bekanntgabe einer "Bestätigung der Sichtung der Mondsichel" überrascht, noch bevor wir wieder auf dem Boden des Flugplatzes waren. Und wir fragen uns - wenn wir auf dieser Höhe waren, unter diesen idealen Bedingungen und unter Verwendung von Ferngläsern, während wir als Astronomen wissen, wann und wo wir die Mondsichel sehen und wie sie aussieht, und uns ihre Sichtung nicht möglich war! - wer jene Person ist, die die Mondsichel mit bloßem Auge und von der Erdoberfläche aus sah?!

Wie in jedem Monat erhielt die Gesellschaft "echte" Sichtungsergebnisse der Mondsichel durch in verschiedenen Staaten der Welt sich aufhaltende Mondsichter, über die man sich auf der Adresse http://www.jas.org.jo/shw23.html informieren kann. Während die Beobachter die Nicht-Sichtung der Mondsichel meldeten überall in Indonesien, Malaysia, Brunei, Singapur, den Malediven, Iran, Saudi-Arabien, Baḥrayn, Kuwayt, Algerien, Marokko, Tanzania, Kenia, Südafrika, Nigeria, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Kanada, erhielt die Gesellschaft (auch) Berichte der offiziellen saudischen Mondsichtungs-Komitees, von denen sich sechs Komitees in verschiedenen Regionen des Königreichs Sa`ūdi-Arabien aufhalten, und die (ebenfalls) die Nicht-Sichtung der Mondsichel meldeten. Es bleibt uns zu vermelden, dass die Mehrzahl der islamischen Staaten und der Emigranten den Ersten der Tage des glücklichen `Īdu-l-fiṭr am Freitag, dem 6.12.2002 n.J. feierten, darunter, um nur einige zu nennen, Indonesien, Malaysia, Mauritius, Brunei, Singapur, Indien, Pakistan, Iran, Oman, Marokko, Tanzania, Kenia, Südafrika, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Kanada.

shawwal 1423 auss

Der Mond - Fakten von Brigitte Becker

Entfernung von der Erde
mittlere
384403 km
größte (Apogäum)
406740 km
kleinste (Perigäum)
356410 km
Alter
4,6 Milliarden Jahre
Durchschnittsgeschwindigkeit
3700 km/h
Bahnneigung gegen Ekliptik
5° 9'
Umlaufzeit um die Erde
siderische
27 Tage 7 Stunden 43 Minuten
synodische
29 Tage 12 Stunden 44 Minuten
Albedo (Reflexionsvermögen)
7% des auftreffenden Sonnenlichts
Fluchtgeschwindigkeit auf dem Mond
2,38 km/s
Radius
1738 km
Masse
0,07349*1024 kg = 1/81 der Erdmasse
Volumen
2,1973*1010 km3 = 1/50 des Erdvolumens
Dichte
3340 kg/m3
Temperatur am Äquator
tagsüber
127° C
nachts
-173° C

Entfernung des Mondes von der Erde

Der Mond bewegt sich mit dem mittleren Abstand von 384403 km um die Erde. Im Perigäum, dem Punkt, wo er der Erde am nächsten kommt, beträgt der Abstand 356410 km, im Apogäum, dem entferntesten Punkt von der Erde, 406740 km.

Mondbewegung

Der Mond bewegt sich in einer eliptischen Bahn um die Erde. Die Mondbahnebene ist um 5,1° gegen die Ekliptik (Erdbahnebene) geneigt. Je nachdem, ob der Mond die Erdbahnebene in Richtung von süd nach nord oder von nord nach süd überquert, nennt man die Schnittpunkte der Erd- und Mondbahn auf- und absteigende Knoten. Die Knotenlinie bezeichnet die Verbindungslinie zwischen den Knotenpunkten.

Mondbahn

Mondbahn

Rotation

Der Mond rotiert um seine eigene Achse, wobei er der Erde immer die gleiche Seite zuwendet (gebundene Rotation). Die Rotationsdauer entspricht somit der mittleren siderischen Umlaufzeit von 27 Tagen 7 Stunden und 43 Minuten.

Mondphasen

Unter dem Begriff "Mondphasen" versteht man die von der Erde aus gesehenen verschiedenen Lichtgestalten des Mondes, die durch wechselnde Stellung von Mond, Sonne und Erde zueinander entstehen.

Die Gesamtheit aller Mondphasen nennt man Lunation.

Mondphasen

Mondphasen

Die Mondphasen kommen daher zustande, daß Teile der gerade sonnenbeschienenen Mondhälfte der Erde zugewandt sind. So liegt bei Neumond die erdabgewandte Seite des Mondes im Sonnenlicht, bei Vollmond dagegen liegt die sichtbare Hälfte im Licht der Sonne (siehe Grafik). Nach einem Mond-Monat (lunarer Monat) wiederholt sich der Zyklus.

Die Hauptphasen des Mondes:

  • Neumond: die unbeleuchtete Seite des Mondes ist der Erde zugekehrt
  • Erstes Viertel: zunehmender Halbmond
  • Vollmond: vollbeleuchtete Seite des Mondes ist der Erde zugekehrt
  • Letztes Viertel: abnehmender Halbmond

Der zunehmende Mond kann nur am Abendhimmel, der abnehmende Mond nur am Morgenhimmel beobachtet werden. Auf- und Untergangszeiten verschieben sich täglich um ca. 50 Minuten.

Phase Aufgang Kulmination* Untergang Sichtbarkeit
Erstes Viertel Mittag Sonnenuntergang Mitternacht abends, 1. Nachthälfte
Vollmond Sonnenuntergang Mitternacht Sonnenaufgang in der ganzen Nacht
Letztes Viertel Mitternacht Sonnenaufgang Mittag morgens, 2. Nachthälfte
Neumond Sonnenaufgang Mittag Sonnenuntergang unsichtbar (tags am Himmel)

*Kulmination: der Durchgang eines Gestirns durch den Meridian des Beobachtungsortes; obere (grüßte Höhe) und untere (unter dem Horizont) Kulmination

Aufbau des Mondes

Man kann beim Aufbau des Mondes mehrere Schichten unterscheiden: Außen befindet sich eine ca. 60 km dicke, starre Kruste, danach folgt bis in die Tiefe von 1000 km ein starrer Mantel aus schwerem Silikatgestein, dagegen der Kern des Mondes teilweise flüssig.

Die Mondoberfläche ist von äußeren Einflüssen wie aufschlagende Meteoriten, kosmische Strahlung und Sonnenwind stark geprägt.

Wenn man den Mond von der Erde aus beobachtet, kann man helle und dunkle Flächen auf der Oberfläche unterscheiden. Früher nahm man an, daß es sich bei den dunklen Stellen um Meere (Mare) und bei den hellen Stellen um Kontinente (Terrae) handelt, auf diese Weise erhielten die Mondgebiete ihre Namen. Die hellen und dunklen Töne sind v.a. auf die unterschiedliche chemische Zusammensetzung des Festlandgesteins und des Mare-Gesteins (überwiegend Basalt) zurückzuführen.

Krater auf dem Mond

Krater auf dem Mond

Hier ist eine Übersichtskarte der erdzugewandten Mondseite.

Man kann die Mondmeere, einige große Krater und Berggruppen erkennen.

Bei den Kratern ist von kleinen Vertiefungen bis zu mächtigen Ringgebirgen und Wallebenen mit Durchmessern von 100 - 300 km alles zu finden. Insgesamt lassen sich über 300000 Krater auf der erdzugewandten Mondseite finden, die größer als 1 km sind. Entstanden sind nahezu alle Mondkrater durch Einschläge von Meteoriten und kleinen Asteroiden.

Die Meere hingegen sind Ebenen, die nur stellenweise durch niedrige Rücken und erstarrte Lavaströme gewellt sind.

Entstehung und Geschichte des Mondes

Der Mond ist wie die Erde und vermutlich auch das übrige Sonnensystem ca. 4,6 Milliarden Jahre alt.

Theorie der Entstehung des Mondes Darüber, wie der Mond eigentlich etstanden ist, gibt es verschiedene Theorien. Nach Untersuchungen des Mondgesteins, das um 1970 von den Mondexpeditionen mitgebracht wurde, gilt folgende Theorie als am wahrscheinlichsten: Vor mehr als vier Milliarden Jahren wurde die Erde von einem großen Planetoiden oder Meteoriten getroffen. Durch den ungeheuren Aufprall wurden Teile der Erde und des Planetoiden in eine Umlaufbahn geschleudert, wo sie sich vereinigten und den Mond bildeten.

Entwicklungsgeschichte des Mondes

Zeit (in Jahren vor der heutigen Zeit) Entwicklung / Ereignis
4,6 Mrd. Entstehung des Mondes (Entstehungstheorie: siehe oben)
4,6 - 4,4 Mrd. Aufschmelzen der Kruste oder komplettes Aufschmelzen Bildung eines Magmaozeans
4,4 - 3,8 Mrd. Phase starken Bombardements
ca. 3,9 Mrd. Imbrium-Impakt
3,8 Mrd. Orientale-Impakt
3,8 - 2,5 Mrd. Extrusion der Mare-Basalte Bildung von Becken und Rücken aufgrund des hohen Auflastdrucks der Basalte auf der Kruste mit geringer Dichte
3,8 Mrd. - heute Post-Mare Bombardement (Kometen und Asteoriden)

Mondfinsternis

Da eine Mondfinsternis nur stattfinden kann, wenn der Mond in den Schatten der Erde eintaucht, kann sie nur bei Vollmond entstehen (bei Vollmond steht der Mond - von der Erde aus betrachtet - der Sonne genau gegenüber). Da die Mondbahn jedoch um 5,1° gegen die Erdbahn geneigt ist, kommt es nicht bei jedem Vollmond auch zu einer Mondfinsternis, der Mond zieht ober- oder unterhalb des Erdschattens vorbei.

Es gibt drei Arten von Mondfinsternissen:

  • Halbschatten-Mondfinsternis: Der Vollmond taucht nur in den Halbschatten ein und zieht am Kernschatten vorbei.
  • Partielle Mondfinsternis: Der Mond wird zum Teil vom Kernschatten getroffen.
  • Totale Mondfinsternis: Der Mond taucht vollständig in den Kernschatten der Erde ein.

Mondfinsternis

Mondfinsternis

Crashkurs Mondsichtung

Bevor wir mit dem CrashKurs anfangen, möchte ich Euch eine schlechte Nachricht mitteilen. Die Sichtung des jüngsten Mondsichels ist in Deutschland oder Europa jahreszeitenabhängig! Je mehr wir vom Äquator entfernt sind, desto unkonsequenter werden die Sichtungen. Auf Grund der Neigung der Erdrotationsachse von 23° 26´ sind die Chancen, den Hilal zu sichten, im Frühling (März) für Europa (Nordhalbkugel) sehr groß, und im Herbst sehr klein. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf :-)

Die Sichtung des Hilals wird nur dann möglich, wenn die folgenden 7. Punkte beachtet werden:

  1. Grundregel: Es darf nicht bewölkt sein oder irgendein Hindernis darf Eure Sicht stören (Gebäude, Wälder etc.). Städte, wo die Luftverschmutzung groß ist, sind abzuraten. Die besten Plätze sind lichtfreie Zonen, z.B. Berge, Meere oder Ozeane (wenn Ihr einen in Deutschland findet). Die Profis beachten noch weitere Parameter, wie Luftfeuchtigkeit, -druck und -temperatur etc.
  2. Ihr solltet nicht alleine auf die Jagd! Nicht weil es gefährlich ist, sondern mehrere Personen (min. 2) von Vorteil sind, die die Aussage des Anderen, dass dieser den Hilal gesehen hat, bestätigen können.
  3. Ein Mondmonat ist entweder 29 oder 30 Tage lang! Der Hilal muss am Abend des 29. eines islamischen Monats gesichtet werden, um den neuen Monatsanfang zu definieren. Wird der Hilal am 29. Abend des Monats nicht gesehen, so dauert dieser Monat 30 Tage. Man rechnet mit 30 Tagen nur dann, wenn man den Vormonat richtig angefangen hat! Der Hilal muss aber bei klaren atmosphärischen Bedingungen gesichtet werden, unter der Bedingung, dass der Vormonat richtig angefangen wurde, andernfalls hat man den Vormonat falsch angefangen.
  4. Der Mond darf nicht eher als die Sonne untergehen! Rechne Monduntergang minus Sonnenuntergang und ist der Wert größer als +20 Minuten, dann ist es möglich den Hilal zu sichten. Bei weniger als 20 Minuten ist die erforderliche Höhe von 5 Grad nicht gegeben. In den darauf folgenden Tagen, kann es auch unter 20 Minuten sein.
  5. Konkrete Daten über den "Neumond" müssen vorliegen, d.h. man braucht den Zeitpunkt der Konjunktion, wo Sonne, Mond und Erde genau auf einer gedachten Linie sind. Der "Neumond" ist nicht der Hilal. Der Neumond wird heutzutage leicht mit dem Hilal verwechselt. In vielen Kalendern wird der Neumond als ein schwarzer Punkt dargestellt. Oft werden "unerfahrene Jäger" durch diese Angabe im Kalender irre geleitet. Das wird uns aber nicht passieren :-) Der Neumond ist unsichtbar für das menschliche Auge, da der Mond von sich kein Licht abgibt, sondern das Licht der Sonne bei einer bestimmten Konstellation der Sonne und des Mondes reflektiert. Also damit man den Hilal auch sehen kann, muss Sonnenlicht von der Mondoberfläche auf die Erde reflektieren, also eine Elongation (Abstandswinkel zwischen Sonne und Mond) von mindestens 7 Grad haben!
  6. Die jüngste Sichtung des Mondes, das aufgezeichnet wurde, mit bloßem Auge erfolgte am 14. September 1871 (Quelle: Schäfer, Ahmad und Doggert, "Records of Young Moon Sightings, Quarterly Journal of Royal Astronomical Society (1993) 24, S.53-56). Der Mond war zur Zeit der Sichtung 15,4 Stunden alt und hatte eine Elongation von 9,3 Grad. Diese Sichtung erfolgte im letzten Jahrhundert, als es keine Luftverschmutzungen und Stadtlichter gab. Heutzutage ist es schwer, sogar nicht möglich solch einen Hilal zu sehen. Das wichtigste Kriterium für die Sichtbarkeit des Hilals ist die Elongation. Die Wissenschaftler gehen von folgenden Werten für eine erfolgreiche Sichtung des Hilals aus: Die Elongation muss mindestens 7 Grad betragen, d.h. der Mond muss sich 7 Grad von der Sonne wegbewegt haben, da sonst das Mondlicht von Gebirgen abgefangen wird (Danjon Effekt). Es dauert ungefähr zwischen 8,5 bis 15,5 Stunden bis sich der Mond 7 Grad von der Sonne wegbewegt hat (hängt von der Nähe des Mondes von der Erde ab). Nach 2,5 Stunden, nachdem die Elongation 7 Grad beträgt, kann man mit sehr starken Teleskopen den Hilal sehen (Mondalter 11- 18 Stunden), und nach 6 und mehr Stunden kann man ihn mit bloßem Auge sehen (Mondalter 17-24 Stunden). Alle Sichtungen mit bloßem Auge unter 15 Stunden und mit optischen Hilfen unter 12 Stunden werden von Experten als unglaubwürdig erklärt! Man kann von folgenden realistischen, durchschnittlichen Werten ausgehen: Sichtung möglich nach 17,2 Stunden mit bloßen Augen (Elongation mehr als 10 Grad) und 15,5 Stunden mit optischen Hilfsmitteln. In den letzten Jahren wurde das von den Experten festgelegte Limit von einigen islamischen Ländern erheblich überschritten, was eine große Diskussion auslöste. Mehr dazu bei Mondsichtung - Problematik. WICHTIG: Man kann nicht sagen, dass der Hilal nach 15,4 Stunden nach der Konjunktion bei Sonnenuntergang gesehen werden muss! Die oben genannten Daten können helfen. Man kann nur sagen, wann der Hilal nicht zu sehen ist! Die Sichtung des Hilals kann auch in einigen Monaten bis zu 23 Stunden dauern.
  7. Der Hilal ist kurz (ca.15 Minuten) nach dem Sonnenuntergang zusehen! Jetzt eine kleine Mathematikaufgabe: Also wir wissen, wann der Neumond entstanden ist. Wir wissen auch, wann die Sonne untergeht. Wir errechnen einfach die Differenz zwischen Sonnenuntergang und Entstehung des Neumonds. Ist der Wert größer als 12 Stunden, so hat man eine Chance den Hilal zu sichten. Merkt Euch: Wurde einmal der Hilal irgendwo gesehen, so muss westlich von diesem Ort der Hilal ganz leicht zu sehen sein!

Es dürfte nichts falsch gehen, wenn man alle Punkte beachtet. Beim ersten mal wird man noch Schwierigkeiten haben, doch mit der Zeit wird das zur Routine. Ich würde Euch gerne eine Plakette oder einen Ausweis zum Bestehen der Ausbildung überreichen, aber glaubt mir keiner wird ihn akzeptieren. Und falls Ihr mal erfolgreich gejagt habt, dann schreibt mir doch mal!

Viel Glück

Quelle: Khalid Shaukat

Problematik bei der Hilalsichtung

Die Tag-Datums-Problematik - ein globales Problem

Bei dem Begriff „Tag“ und dem Begriff „Datum“ handelt es sich um zwei verschiedene Dimensionen. Ein „Tag“ ist ein, durch sinnliche Wahrnehmungen begrenztes, Phänomen und als solches im Qur’ān und in der Šarīʿa (dem islamischen Gesetz, ….dem sicheren Weg zu Allāh) beschrieben. Im astronomischen Sinn ist ein „Tag“ nicht wirklich existent, weil er nie endet, sondern sich ohne Unterbrechung von einer Stelle der Erdoberfläche zu einer anderen verschiebt. Das „Datum“ dagegen ist ein Kommunikationsinstrument, welches in Bezug auf beobachtbare Bewegungsabläufe der Planeten unterschiedlich definiert werden kann (verschiedene Sonnenkalender, Mondkalender) und nicht grundsätzlich mit dem Erlebnis des Sonnenauf- und/oder -unterganges gleichzusetzen ist. Dies zu verstehen ist entscheidend, will man die tiefere Bedeutung der Hilāl-Sichtung für die Seele erfassen.

Der Tag im „Westen“ ist genau 24 Stunden lang. Der neue Tag beginnt um 0 Uhr lokaler Zeit. Man hat für den Sonnenkalender eine internationale Datumsgrenze ausgearbeitet, wo das Datum und der Tag wechseln, wenn man diese Linie überquert. Im Islam dagegen hört der Tag mit dem Sonnenuntergang auf und der nächste Tag bricht an, somit wechselt der Tag schon in den Abendstunden und der Tagesbeginn und die Tageslänge variieren je nach der geographischen Lage des Ortes.

Wird der Hilāl nach dem Sonnenuntergang gesichtet, so hat der nächste Tag angefangen. Im Ramaḍān ist es so, dass an diesem Abend schon das Tarāwiḥ-Gebet abgehalten wird, weil wir uns in Monat Ramaḍān befinden. Und wird der Hilāl nach 29. oder 30. Tagen Ramaḍān wieder am Abend gesichtet, so hat der Monat Šawwāl angefangen und das Tarāwiḥ-Gebet wird an diesem Abend nicht verrichtet. Nicht das „Datum“ bestimmt den Monatsanfang, sondern der „Tag“!

In der Zeit der globalen Telekommunikation nimmt man an, dass die Sichtung in Amerika auch für Europa gelte. Strikt nach dem oben aufgeführten Gründen dürfte dies nicht der Fall sein. Deutlich wird es im folgenden Beispiel: Nehmen wir mal an, dass der Hilāl am 1. nur auf Hawai’i gesichtet werden kann und nirgends woanders auf der Erde. Die Sichtung dort müsste ca. 18 Uhr erfolgen. In Deutschland wäre das genau der 2. um 4 Uhr morgens, noch vor Sahūr. In Tokio wäre es auch der 2. aber am Mittag um 13 Uhr. Sahūr wäre dort schon vor ca. 8 Stunden gewesen. Deshalb kann eine Sichtung des Hilāls in Amerika nicht für Asien gelten. Wird die aktuelle Mondsichtung in Amerika von Europa akzeptiert, so entsteht eine Diskrepanz, die zum Widerspruch führt.

Die ʿUlamā’ aber akzeptieren alle Sichtungen unabhängig vom Ort vor der lokalen Sahūr-Zeit! Diese Entscheidung beruht auf dem Meiden von Zwietracht (näheres bald).

Die Uneinheitlichkeit der Umma - ein europäisches Problem

In Regionen wie Europa und Nord-Amerika, wo es keine einheitlichen islamischen Instanzen gibt, finden Ramaḍān-Anfänge und islamische Feste an gleichen Orten zu verschiedenen Zeiten statt. Es ist in Europa, besonders in Deutschland so, dass tatsächlich Muslime die anderen Organisationen oder die eigene heftigst kritisieren! Um das Problem der Monatsanfänge aus der Welt zu schaffen, muss ein europäisches einheitliches Komitee zur Mondsichtung gegründet werden. Dies wäre auch ein Schritt zum inneren Dialog unter islamischen Organisationen. Aber allein hier sind wir überfordert. Die Umma ist gespalten und gegenseitig wird sich Zwietracht vorgeworfen. Es haben sich Gruppierungen gebildet, die verschiedene Kriterien zur Sichtung des Mondes heranziehen:

  1. Die erste Gruppe (Ahlu l-sunna wa-l-ǧamāʿa) sagt, dass das Sichten des Mondes mit dem Auge und nach manchen auch in dem Gebiet, in dem man lebt geschehen müsse, damit der Ramaḍān verbindlich wird. Ein Zeuge muss als vertrauenswürdig gelten und er muss ein Muslim sein.
  2. Die zweite Gruppe sagt, dass das Sichten des Mondes zwar mit den Augen, aber irgendwo auf der Welt stattfinden kann. Dadurch würde der Ramaḍān verbindlich. Dieser Meinung setzen wir entgegen, dass dies nicht die Ansicht der vier Rechtsschulen ist, sondern vielmehr eine vielleicht gut gemeinte Idee, welcher das Streben nach Einheit unter den Muslimen zu Grunde liegt. Es gibt aber keinerlei Notwendigkeit oder Sinn, dass der Fastenmonat überall in der Welt zum gleichen Datum beginnen und enden sollte. Es ist ein interessantes Phänomen am Rande, dass viele derjenigen, welche ihre Regierungen als ungläubig bezeichnen, gerade in dieser Angelegenheit aber der jeweiligen Regierung ungeprüft vertrauen. Das beliebte Argument der Vermeidung von Fitna (Uneinigkeit, Zwietracht unter den Gläubigen) ist hier nicht anwendbar und besonders deshalb nicht, weil regelmäßige Falschmeldungen in den Medien über das Sichten des Hilāl nachweislich bekannt sind.
  3. Die dritte Gruppe sagt, man müsse die ganze Angelegenheit grundsätzlich berechnen, weil „sehen“ mit „wissen“ gleichzusetzen sei und die Berechnung sei dann für alle Muslime bindend. Zur Rechtfertigung werden linguistische Überlegungen herangezogen. Diese absurde, der Sunna und der Anordnung des Propheten (der Friede Allāhs sei mit ihm) zuwidersprechende Ansicht ist keiner weiteren Beachtung wert. Diese Gruppe gehört dem extremen Kultur-Islam an und es ist fraglos, dass sie die Anordnung, sowohl als auch die Sunna (das praktische Beispiel) des Propheten (der Friede und der Segen Allāhs seien auf ihm) missachtet.

In islamischen Ländern bestimmt die Regierung, wann ein Monat für dieses Land anfängt. In Deutschland und Europa dagegen gibt es die dominierenden Organisationen a) DITIB, welche eine Institution der Türkischen Republik ist (dem Kulturministerium untergeordnet), und die zivile und unabhängige Organisation b) IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüš).

DITIB folgt der Türkischen Republik, welche sich nicht nach der aktuellen Sichtung des Mondes, sondern nach Berechnungen der Sichtbarkeit des Mondes richtet. Ihre Kriterien für die Sichtung des Monats sind: Eine Elongation von mehr als 8 Grad und einer Höhe von 5 Grad, welches die aktuelle Sichtung nicht ersetzen kann und auch sehr ungenau definiert ist (siehe http://www.diyanet.gov.tr/vakithes/toplanti.html türkisch!).

IGMG richtet nach der hanīfitischen Rechtschule, die besagt, dass der Zeuge ein vertrauenswürdiger Muslim sein muss, wonach anonyme Medienmeldungen aus Ländern, deren Regierungen bereits offenkundig gegen die Šarīʿa gerichtete Ansichten eingeführt haben, besser nicht zu berücksichtigen sind, es sei denn, die volle Dokumentation der Sichtbarkeit wurde vertrauenswürdig erbracht (Name, Adresse, Ort) und die astronomischen Bedingungen schließen die Sichtbarkeit nicht aus. Vom 19.-23. Juli 1999 fand in Köln aufgrund einer offiziellen Einladung der Milli Görüš die 3. Reguläre Konferenz des European Council for FATWA and Research statt. An dem Treffen nahmen unter dem Vorsitz von Yūsuf al-Qaraḍāwiyy die meisten Mitglieder des Councils teil.

Nach organisatorischen Dingen wurden bei diesem Treffen einige Fragestellungen, mit denen auf die Vereinigung herangetreten wurde, behandelt, und man kam zu Entscheidungen bezüglich dieser Fragestellungen. Im folgenden werden einige der wichtigsten dieser Fragestellungen und die diesbezüglichen Entscheidungen in zusammengefasster Form vorgestellt.

Der Beginn und das Ende des Ramaḍān und der Einfluss von astronomischen Berechnungen

Der Ramaḍān fängt dann an bzw. ist dann zu Ende, wenn in irgendeinem islamischen Land der Neumond im Sinne der Šarīʿa gesichert gesehen wurde – dabei ist es egal, ob er mit bloßem Auge oder mit Hilfe eines Teleskops gesehen wurde. Denn der Gesandte Allāhs (Allāhs Segen und Heil auf ihm) hat in einem Saḥīḥ-Ḥadīṯ gesagt: „Wenn ihr den Neumond (arab. Hilāl) gesehen habt, dann fastet, und wenn ihr ihn gesehen habt, dann brecht das Fasten“ und „Fastet, wenn ihr ihn gesehen habt und brecht das Fasten, wenn ihr ihn gesehen habt“ (arab. sumū li-ru’yatihi wa-ftirū li-ru’yatihi).

Jedoch muss es - gemäß astronomischer Berechnungen – überhaupt möglich sein, dass der Neumond in irgendeinem Gebiet prinzipiell gesehen werden kann.

Falls die Aussagen von Zeugen, die behaupten, den Mond gesehen zu haben, den astronomischen Berechnungen widersprechen, so ist die Zeugenaussage abzulehnen, da durch eine Zeugenaussage nicht ein hundertprozentiger Beweis für die Wahrheit eines Tatbestandes angesehen werden kann. Eine korrekte mathematische Berechnung ist jedoch ein hundertprozentiger Beweis. Und eine nicht hundertprozentige zweifelsfreie Beweisführung kann nicht einer hundertprozentigen Beweisführung opponieren, und schon gar nicht einer hundertprozentigen Beweisführung vorgezogen werden. Darin stimmen die Gelehrten überein.

In dem Fall also des Widerspruchs gegenüber absolut korrekten astronomischen Aussagen wird eine Zeugenaussage, den Mond gesehen zu haben, als (optische) Täuschung, als Fehler oder als Lüge zurückgewiesen.

Die Vereinigung legt Wert darauf hinzuweisen, dass mit astronomischen Berechnungen solche Rechnungen gemeint, die die Mathematik und die moderne Astronomie als Grundlage haben und nicht etwa die vom Islam überhaupt zurückgewiesene astrologische Sterndeuterei (arab. tanǧīm) oder etwa die Aussagen von diversen Gebetszeitenkalendern. (Aus: „Al-Europiya“, Juli 1999, Aktuelle Fatwās für in Europa auftretende Fragestellungen – The European Council for FATWA and Research, 3. Reguläre Konferenz vom 19.-23. Mai in Köln)

Viele Muslime verschiedener Herkunft folgen auch ihrem eigenen Mutter- oder Vaterland, z.B. Marokkaner fangen mit Marokko an und hören mit dem Fasten synchron mit Marokko auf.

Die Saudi-Problematik

Viele Muslime denken, dass die „Heimat des Islams“ Saudi-Arabien ihre Monatsanfänge nach der Sichtung des Hilāls ausrichtet. Aber in den letzten Jahren wurde es für viele Muslime und Astronomen ersichtlich, dass Saudi-Arabien sich nicht nach der aktuellen Sichtung des Hilāls richtet.

Konkrete Beispiele:

Ramaḍān 1419 n.H.Šawwāl 1419 n.H.Šawwāl 1420 n.H.

Neumond (nicht sichtbar): 18. Dezember 1998 um 22.42 Uhr

Neumond (nicht sichtbar): 17. Januar 1999 um 15:46 Uhr

Neumond (nicht sichtbar): 6. Januar 2000 um 18.14 Uhr

Saudi-Arabien publiziert, dass der 19. Dezember 1998 der 1 . Ramaḍān 1419 n.H. sei! D.h. dass der Hilāl am Abend (ca. 18 Uhr) des 18. Dezembers 1998 hätte gesichtet werden müssen. Das ist aber astronomisch unmöglich, weil der Mondzyklus um die Zeit nicht abgeschlossen war und sich erst der Konjunktion näherte (siehe CrashKurs)! Mögliche Sichtung wäre frühestens am 19. Dezember 1998, so dass der 20. Dezember 1998 der 1. Ramaḍān 1419 n.H. ist!
Quelle: Ramaḍān 1419 AH
Saudi-Arabien veröffentlicht, dass der 18. Januar 1999 der 1. Šawwāl 1419 n.H. ist (also 1. Ramaḍan- Festtag)! D.h. dass der Hilāl am Abend (ca. 18 Uhr) des 17. Januars 1999 hätte gesichtet werden müssen. Diese Hilāl-Sichtung ist astronomisch unmöglich, weil das Alter des Mondes weniger als 15 Stunden (ein Kriterium für die Sichtbarkeit des Mondes mit bloßen Augen; 12 Stunden für Teleskop, siehe CrashKurs) gewesen ist. Mögliche Sichtung wäre frühestens am 18. Januar 1999, so dass der 19. Januar 1999 der 1. Šawwāl 1419 n.H. ist. Saudi-Arabien musste aber den 18. Januar 1999 zum 1. Šawwāl deklarieren, weil sie 30 Tage Ramaḍān vollendet hatten. Dies wiederum ist auf den falschen Anfang des Ramaḍāns zurückzuführen! Ein Fehler folgt dem anderen!
Quelle: Šawwāl 1419 AH
Saudi-Arabien veröffentlicht, dass der 7. Januar 2000 der 1. Šawwāl 1420 n.H. ist (also der 1. Ramaḍān-Festtag). D.h. dass der Hilāl am Abend (ca.18 Uhr) des 6. Januars 2000 hätte gesichtet werden müssen. Wie sie oben entnehmen können ist es astronomisch unmöglich, dass der Hilāl an diesem Tag gesehen werden konnte, da um die Zeit die Konjunktion stattfand. Erst 15 Stunden nach der Konjunktion hätte man den Hilāl sehen können! Mögliche Sichtung wäre am 7. Januar 2000, so dass der 8. Januar 2000 der 1. Šawwāl 1420 n.H. ist.
Quelle: Šawwāl 1420 AH

Wie stellt Saudi-Arabien seine Monatsanfänge fest?

Saudi-Arabien benutzt offiziell den Ummu l-Qurā-Kalender. Der Ummu l-Qurā-Kalender ist ein von der Mondsichtung unabhängiger Kalender. Er ist nach bestimmten Regeln definiert, so dass man den Kalender z.B. für das Jahr 2010 käuflich erwerben könnte. In diesem Kalender kann man nachschlagen, wann ein Monatsumbruch stattfindet. Das gilt natürlich für die Monate wie Ramaḍān, Šawwāl und Dhū l-Hiǧǧa, was nach dem islamischen Recht nicht akzeptabel ist, da es die aktuelle Mondsichtung verlangt.

Nach 1420 n.H. hat Saudi-Arabien den Ummu l-Qurā-Kalender neu definiert. Die Monatswechsel wurden bisher folgend definiert:

  • Monatsumbruch, wenn bei Sonnenuntergang in Makka der Mond älter gleich 12 Stunden ist. z.B. 29. Dezember ist der 29 Šaʿbān und der Neumond entsteht nach Sonnenuntergang in Riyāḍ, z.B. um 11 Uhr am 29. Dezember. Am nächsten Tag (30. Dezember) beim Sonnenuntergang (z.B. um 5 Uhr) wird das Alter des Mondes 18 Stunden sein, was größer ist als 12 Stunden, so dass der 30. Dezember 1. Ramaḍān ist, obwohl der Neumond am 29. Šaʿbān nicht einmal beim Sonnenuntergang entstanden ist. Und in solchen Fällen geht meistens der Mond eher als die Sonne unter. Astronomisch wäre es unmöglich den Hilāl an diesem Abend zu sehen.

Nach der neuen Ordnung (zur Zeit praktiziert):

  • Monatsumbruch, wenn die Sonne in Makka eher als der Mond untergeht.
  • KEIN Monatsumbruch, wenn der Mond in Makka eher als die Sonne untergeht.

z.B. am 7. Dezember 1999 (29 Šaʿbān), die Sonne wird in Makka um 17:38 lokaler Zeit untergehen, und der Mond wird um 17:29 Uhr untergehen. Wenn der Mond eher als die Sonne untergeht, ist der 8. Dezember NICHT der 1. Ramaḍān! Folglich 1. Ramaḍān wird am 9. Dezember sein.

Unten finden wir zwei verschiedene Kalenderblätter des selben Tages. Rechts sehen wir den Kalender nach der alten Ordnung, welches vor der Änderung der Ordnung gedruckt wurde. Es zeigt, dass der 1. Ramaḍān 1420 n.H. der 8. Dezember 1999 ist. Und im Gegensatz dazu finden wir auf der linkem Seite den Ummu l-Qurā-Kalender 1420 n.H., welcher zeigt, dass der 1. Ramaḍān 1420 n.H. der 9. Dezember 1999 ist.

Quelle: Actual Saudi Dating System