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Islam

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Man muss kein Hellseher sein, um Fehlentscheidungen vorherzusehen. Wenn man das Vorgehensmuster der Entscheidungsfindung - wie komplex auch die Entscheidung sein mag - kennt, so kann man auch irrationale Schlussfolgerungen vorkonstruieren. Auch der DIWAN kommt häufig zu Entscheidungen, die unseren Erachtens aus wissenschaftlicher (islamisch und astronomisch) Sicht nicht vertretbar sind. Exemplarisch sei hier der Fall vom Ramadân 1424 n.H. aufgeführt:

Bruder Ahmad verdeutlichte in seiner Stellungname zum Anfang des Ramadân 1424 deutlich und zweifelsfrei aus islamischer und astronomischer Perspektive, dass der Monat Ramadân 1424 mit dem Sonnenuntergang am 26. Oktober 03 anfängt und dass am 27. Oktober zum ersten mal gefastet wird. Ein anderer Tag kommt nicht in Frage!!!

Der DIWAN hat auf islam.de angekündigt, sich am "Samstag (25.Oktober) zusammenfinden, um bekanntzugeben, ob eine Sichtung des Neumondes am Samstag erfolgte". Nach langjähriger Erfahrung mit dem DIWAN ist es in einem gewissen Maße möglich, den Weg der Entscheidungsfindung des Ausschusses zu skizzieren. Folgende Tatsachen spielen bei der Entscheidungsfindung zum Ramadân Anfang eine große Rolle:

  • Leider zum wiederholten Male wird sich der DIWAN am falschen Tag zur Mondsichtung treffen. Der Grund liegt einfach darin, dass das Wissen über den Anfang des Monats Ša`bân 1424 falsch ist. Man wird fälschlicher Weise am 28. Ša`bân den Hilal suchen, obwohl der Mond erst am 29. und 30. gesehen werden kann und nie am 28. (siehe Ša`bân Mond). Diese Tatsache ist eine optimale Voraussetzung, um auf eine falsche Entscheidung zu kommen.
  • Saudi Arabien benutzt den Ummu-l-qurâ Kalender (siehe Stellungname zum Anfang des Ramadân 1424). Auf der Internetseite des Computer and Electronics Research Institute kann der Ummu-l-qurâ Kalender bewundert werden, wo man auch leicht feststellen kann, dass der 1. Ramadân - laut Kalender - auf den 26. Oktober fällt! Saudi Arabien wird höchstwahrscheinlich erfahrungsgemäß diesem Kalender folgen.
  • Ein Kriterium, das vereinzelt, wie im Ummu-l-qurâ Kalender, Anwendung findet, ist der Vergleich der Untergänge des Mondes und der Sonne. Dieses Vorgehen ist aus islamischer Perpektive nicht vertretbar. Geht die Sonne eher als der Mond unter, so fängt der neue Monat an und im anderen Fall (Mond geht eher unter) hält der aktuelle Monat an.

Fazit: Wird in Saudi Arabien am Abend des 25. Oktobers der 1. Ramadân ausgerufen (siehe Punkt 1 und 2), so wird der DIWAN dieser Bekanntmachung folgen und als Argument für die Sichtung des Mondes keinen Zeugen, sondern den etwa siebenminütigen späteren Untergang des Mondes nach der Sonne nennen (siehe Punkt 3).

Allen Muslimen sei Vorsicht geboten, denn die Nachsicht ist umso bitterer..

Ich wünsche allen Muslimen einen segensreichen Ramadân.

Wann beginnt der Ramadân 1424 n.H.?

1. Die astronomischen Gegebenheiten zum Beginn des Monats Ramaḍān 1424 n.H.

Der geozentrische Neumond tritt ein am Samstag, dem 25. Oktober 2003 um 12:51 Uhr UT (d.h. 14:51 Uhr MESZ). Nach exakten astronomischen Berechnungen wird an diesem Tag von keinem Gebiet der Erde aus die junge Mondsichel gesehen werden können, abgesehen vielleicht von einigen pazifischen Inseln, und dort frühestens ca. 14 Stunden nach Neumond. Vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 25. Oktober nach dem Yallop-Kriterium, Quelle: Programm MoonCalc von Dr. Monzur Ahmed, GB - siehe hier. Die Berechnung der Sichtbarkeitszonen über das Yallop-Kriterium beruht auf der Auswertung von mehreren Hundert Sichtungen oder Nicht-Sichtungen des Hilāls während der vergangenen 140 Jahre.

ramadan 1424 (Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; D - Hilāl kann nur mit starken optischen Hilfsmitteln aufgefunden und gesehen werden; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich)

Am darauf folgenden Sonntag, dem 26. Oktober kann dann erwartet werden, dass der Hilāl bei geeigneten Wetterbedingungen von fast allen Gebieten der Erde aus gesehen werden kann.

Ramadan 1424

(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: A - Hilāl mit bloßen Augen leicht zu sichten; B - Sichtung mit bloßen Augen ist nur unter günstigen Bedingungen zu erwarten; C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; D - Hilāl kann nur mit starken optischen Hilfsmitteln aufgefunden und gesehen werden; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich.)

Die astronomischen Daten weisen somit darauf hin, dass der Monat Ramaḍān 1424 n.H. überall auf der Welt mit Sonnenuntergang des 26. Oktober beginnen wird.

2. Die Situation in Sa`ûdi-Arabien

In Sa`ūdi-Arabien ist in diesem Jahr wie in den vergangenen Jahren davon auszugehen, dass dort der Ramaḍān wieder einen Tag zu früh ausgerufen wird. Dieser jährlichen Fehlentscheidung liegt der dort verwendete Ummu-l-qurā Kalender und die ebenso unverfrorene wie beharrliche Missachtung der Šarī`a zugrunde. Der Ummu-l-qurā Kalender ist ein von der Mondsichtung unabhängiger Kalender. Er ist nach bestimmten mathematisch-astronomischen Regeln vorausberechnet, die nicht auf der Sichtung des Mondes basieren. Dieser Kalender ist eigentlich nur für ZIVILE Zwecke, z.B. die Festlegung von Schulferien oder ähnliches, bestimmt. Eine Verwendung zur Bestimmung der Monatsumbrüche für Monate wie Ramaḍān, Šawwāl und Dhū-l-Hijja ist nach dem islamischen Recht nicht akzeptabel, da es dafür die aktuelle Mondsichtung verlangt.

Genau genommen ist es sogar unzulässig, die bekannten islamischen Monatsnamen für einen Kalender zu benutzen, der nicht auf den islamischen Kalenderregeln basiert! In der Praxis verleitet dieser Kalender deshalb auch immer wieder ahnungslose Menschen dazu, den Mond am falschen Tag zu suchen und irgendetwas anderes am Himmel oder in ihrer Einbildung dafür zu halten, da sie meinen, dass der Mond laut Kalender ja "da sein" müsste. Das sa`ūdische Justizministerium erkennt dann solche nachweislich falschen Sichtungen ohne wissenschaftliche Überprüfung ihrer Glaubwürdigkeit regelmäßig an, wohingegen die gleichzeitigen Nicht-Sichtungen durch die sechs offiziellen(!) Hilāl-Sichtungskomitees in sechs verschiedenen Regionen Sa`ūdi-Arabiens ignoriert werden.

Da immer noch viele islamische Organisationen ebenso willfährig wie ignorant die sa`ūdischen Fehlentscheidungen übernehmen, werden immer wieder Millionen und Aber-Millionen Muslime dazu gebracht, ihre religiösen Pflichten am falschen Tag zu verrichten (das gleiche gilt genauso auch für die Festtage).

Wann beginnt der Ramadân 1424 n.H.?

Qur'ān und Sunna weisen uns an, die Gesetze Allāhs (t) zu erkennen und sie zu nutzen. Der Monat Ramaḍān beginnt, wenn der Hilāl gesichtet wurde. Diese Sichtung darf aber den astronomischen Berechnungen nicht widersprechen, denn diese sind auch nur ein Erkennen und Nutzen der Gesetze Allāhs (t). Es genügt auch NICHT, "einfach nur dem sa`ūdischen Datum zu folgen", denn ein solches Vorgehen hat absolut keine Grundlage in der Šarī`a, um so mehr, wenn es klar erkennbar falsch ist und auf menschlichen Fehlentscheidungen beruht. Das Anstreben einer "Einheit der Umma GEGEN die Gesetze der Šarī`a" ist nicht akzeptabel. Allāh (t) und sein Prophet (sas) haben uns genau gesagt, wie und wann wir den Ramaḍān zu beginnen haben: Nach der Šarī`a ist das Sichten des Hilāls eine Pflicht für die muslimischen Gemeinden; dagegen findet das sa`ūdische Justizministerium, der Ummu-l-qurā Kalender oder die Zusammenkunft von Ausschüssen im warmen Stübchen, um ein wenig arabisches Fernsehen zu schauen, leider keine Erwähnung.

Hiermit seien also alle Muslime aufgefordert, den Hilāl am Samstagabend, dem 25.10.2003 und am Sonntagabend, dem 26.10. 2003 zu suchen. Bei geeignetem Wetter wird die Sichtung der jungen Mondsichel in šā'a-Llāh aber erst am Sonntag, dem 26.10.2003 möglich sein, so dass wir alle gemeinsam am Montag, dem 27.10.2003 das Fasten im Ramaḍān beginnen können.

Alle angeblichen Sichtungen in Europa am 25.10. sind vom wissenschaftlichen Standpunkt als UNMÖGLICH zurückzuweisen, und ebenso ist daher ein Ausrufen des Ramaḍān zum 26.10. (wie es leider schon auf vielen Webseiten steht) als FALSCH anzusehen! Wer am Sonntag, dem 26.10. fastet, hat nicht im Ramaḍān gefastet, sondern am letzten Tag des Monats Ša`bān. Außerdem wird durch den falschen Beginn des Ramaḍān die segensreiche Laylatu-l-qadr an den falschen Tagen gesucht und dadurch versäumt. Allāh (t) wird diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die wider besseres Wissen Tausende und Millionen Muslime beharrlich und seit Jahren falsch informieren und dadurch vom klaren Weg des Islam abbringen! Hier sei noch einmal das Statement von oben wiedergegeben:

Der Ramaḍān 1424 n.H. beginnt weltweit bei Anwendung des Prinzips der lokalen Sichtung in šā'a-Llāh mit Sonnenuntergang des 26. Oktober 2003, zum ersten Mal gefastet wird am Montag, dem 27. Oktober 2003, wa-Llāhu a`lam.

Liebe Geschwister im Islam, ich wünsche Euch allen einen gesegneten Ramaḍān, möge Allāh (t) unser Fasten annehmen und uns Seine Belohnung dafür gewähren. Al-salāmu `alaykum, euer Bruder

Aḥmad Kaufmann - Mörlenbach - Deutschland Mitglied von ICOP (Islamic Crescents' Observation Project der Jordanian Astronomical Society)

Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe bitte auch folgende Links: http://www.jas.org.jo/icop.html, http://www.mondsichtung.de/, http://www.moonsighting.com und viele weitere Links auf diesen Seiten!

Konstruktive Kommentare oder Meldungen von positiven oder negativen Sichtungsergebnissen an den genannten Tagen sind willkommen.

Die Rolle der Astronomie im Islam

Dr. Shirin Haque-Copilah Physics Dept., Univ. of the West Indies, Trinidad und Tobago

Einleitung

„Und Wir haben nicht den Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist zum Spiel erschaffen, Wir haben sie beide nur zur Wahrheit erschaffen, aber die meisten von ihnen wissen es nicht." (al-Dukhān, 44:38-39)

„In der Schöpfung der Himmel und der Erde und dem einander Nachfolgen der Nacht und der Tageszeit und dem Schiff, das im Meer schwimmt mit dem, was den Menschen nützt, und dem, was Allāh vom Himmel herabgesandt hat an Wasser, und mit dem Er die Erde lebendig macht nach ihrem Sterben und auf ihr von allem Getier verbreitet hat, und dem Wechseln der Winde und den Wolken, dienstbar gemacht zwischen dem Himmel und der Erde, sind ja bestimmt Zeichen für Leute, die Verstand haben." (al-Baqara, 2:164)

Muss mehr gesagt werden? Einer der Gründe für die Offenbarung des heiligen Qur'ān ist es, die Menschen zum Nachdenken einzuladen. Was kann denn möglicherweise klarer als dieses sein in Bezug auf unser Verhalten hier auf der Erde, was den Gebrauch unseres Verstandes anbetrifft, um die Welt um uns herum zu verstehen? Der heilige Qur'ān befasst sich eingehend mit den vielen Zeichen Allāhs in der Natur, um uns und in uns, um ein tiefes Gefühl der Ehrfurcht vor den vielen Zeichen unseres Herren zu vermitteln, die denen offenbar werden, die den Verstand gebrauchen. Es ist wirklich bemerkenswert, dass der Qur'ān, der zwischen 610 und 632 n.J. offenbart wurde, in sich wissenschaftliche Erkenntnisse enthält, die erst nach Jahrhunderten entdeckt wurden. Die einzige Erklärung dafür ist, dass er ohne einen Zweifel göttlichen Ursprungs ist. Wir Muslime glauben, dass der Qur'ān im arabischen Original das genaue Wort Allāhs, des Allerhöchsten, ist. Ein richtiges Verstehen des Qur'āns erfordert daher auch ein Verständnis der Wissenschaft. Es ist zwar nicht die Absicht des Qur'āns, uns die Wissenschaft zu erklären, aber er ermutigt die Menschen, über die Werke der Schöpfung nachzudenken, auf dass wir die Größe des allmächtigen Gottes erkennen mögen. Bevor wir uns eingehender damit befassen, ist es notwendig, einen sehr wichtigen Unterschied klar zu machen: den zwischen Astronomie und Astrologie. Die beiden Ausdrücke werden oftmals von vielen Leuten durcheinandergebracht, als hätten sie dieselbe Bedeutung. Aber sie könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Die Astronomie ist eine Wissenschaft und ḥalāl während die Astrologie eine Pseudo-Wissenschaft und ḥarām ist. Die Astronomie befasst sich mit dem Studium des Himmels in dem Bemühen, die zugrundeliegenden Prinzipien zu verstehen, die das Verhalten der Planeten, Sterne, Galaxien und des Universums im Allgemeinen regeln. Die Astrologie behauptet das Schicksal einzelner Personen als Ergebnis der ‚Einwirkung' der Planeten usw. auf ihr Leben vorherzusagen. Bis heute gab es keinerlei Widerspruch zwischen der Astronomie, wie wir sie verstehen, und dem Qur'ān.

Der Qur'ān befasst sich mit vielen Gebieten der Wissenschaft, wie zum Beispiel der Geologie der Erde, dem Tier- und Pflanzenreich, der menschlichen Fortpflanzung und der Astronomie. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Stellung der Astronomie im Islām mit der Betonung auf die beobachteten Tatsachen und nicht auf Theorien. Eine Theorie wird dazu benutzt, ein beobachtetes oder angenommenes Phänomen zu erklären, und sie kann zu gegebener Zeit modifiziert, geändert oder verworfen werden, je nachdem wie passend sie gegenüber den empirischen Daten ist. Theorien können von Natur aus subjektiv sein, aber eine Beobachtung ist eine Tatsache und kann nicht geändert werden, sondern nur weiter verfeinert.

Dieser Artikel befasst sich nicht mit spekulativer Astronomie. Weil wir, wie in allen Wissenschaften, nicht alles verstehen und es viele Dinge gibt, die Modellvorstellungen bleiben. Es sollte im Auge behalten werden, dass selbst tausend Experimente eine Theorie nicht als richtig bestätigen werden, während ein Experiment sie widerlegen kann. Das Verständnis der dem Uhrwerk des Universums zugrundeliegenden Prinzipien stattet uns mit einem viel tieferen Gefühl der Ehrfurcht und der Wertschätzung des Einen aus, der es schuf. Das Gefühl ist ähnlich dem, was der Physiker Richard Feynman ausdrückte:

„Ich habe einen Freund, der Künstler ist, und manchmal hat er Ansichten, bei denen ich ihm kaum zustimmen kann. Er hält dann eine Blume hoch und sagt: ‚Schau wie schön sie ist!' und ich denke ich würde zustimmen. Aber er sagt: ‚Siehst du, ich als Künstler kann sehen, wie schön sie ist, aber du als Wissenschaftler, oh, du nimmst das alles auseinander und es wird zu etwas Langweiligem.' Aber ich denke, dass er bekloppt ist. Erstens, die Schönheit, die er sieht, ist auch anderen Menschen zugänglich, und ich glaube auch mir, obwohl ich vielleicht in ästhetischer Hinsicht nicht so gebildet bin wie er, aber ich weiß die Schönheit einer Blume zu schätzen. Zugleich sehe ich sehr viel mehr in der Blume als er sieht. Ich könnte mir die Zellen darin vorstellen, die komplizierten Vorgänge im Innern, die auch eine Schönheit besitzen. Ich will damit sagen, es gibt nicht nur Schönheit in dieser Größenordnung eines Zentimeters, es gibt auch Schönheit in einem kleineren Maßstab, die innere Struktur. Auch die Prozesse, die Tatsache, dass die Farben in der Blume sich entwickeln, um Insekten zu ihrer Bestäubung anzulocken, ist interessant - es bedeutet, dass Insekten die Farbe sehen können. Das fügt eine weitere Frage hinzu: Existiert dieser Sinn für Ästhetik auch in der niederen Lebensform? Warum ist es ästhetisch? Alle möglichen interessanten Fragen, die eine Kenntnis der Wissenschaft zu der Erregung und dem Geheimnis und der Ehrfurcht vor einer Blume nur hinzufügt. Sie fügt nur hinzu, ich kann nicht verstehen, wie sie etwas wegnehmen könnte." - Richard P. Feynman (1918-1988)

Es fügt nicht nur hinzu, sondern es bereichert, es vertieft. Das Verständnis und das Entwickeln einer Wertschätzung für die Schöpfungen Allāhs unter Zuhilfenahme der Wissenschaft kann das Bewusstsein eines Gläubigen für den Schöpfer bereichern und vertiefen.

Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Menschen zum Studium und Verstehen des Himmels einlädt, dann ist es der Islām. Ein Verständnis der Fachrichtung Astronomie ist unbedingt erforderlich für die Wertschätzung der Religion des Islām. Keine andere Religion benutzt den Himmel und die Bewegung der Sonne und des Mondes zur Zeitrechnung und für den Kalender oder ist so darauf angewiesen wie der Islām. Allāh erschuf dieses gewaltige Universum, in dem wir leben, und wir sind dazu aufgefordert, darüber nachzudenken und es zu verstehen, damit wir in der Lage sind, unsere Religion mit einer Überzeugung zu praktizieren, die nach unseren besten Möglichkeiten auf der Vernunft basiert. Durch die Gesetze Gottes, die Gesetze der Physik, sind wir an den Planeten Erde gebunden, doch der allmächtige Gott gab uns Augen, Verstand und Wissen, auf dass wir weit über unsere gewöhnliche Reichweite hinaus sehen können - in diesen Dingen liegen sicherlich Zeichen für die Allmacht unseres Schöpfers.

„Euer Herr ist ja Allāh, der ... geschaffen hat ... die Sonne und den Mond und die Sterne, Seinem Auftrag untergeben. ..." (al-A`rāf, 7:54)

„Und Er hat euch die Nacht dienstbar gemacht und die Tageszeit, und die Sonne und der Mond und die Sterne sind dienstbar gemäß Seinem Befehl. ..." (al-Naḥl, 16:12 und ähnlich Ibrāhīm, 14:33)

Astronomie im Qur'ān

Halten wir einen Moment inne und versuchen, uns den arabischen Nachthimmel vorzustellen - frisch und klar, mild und freundlich funkelnd... einladend, buchstäblich der Menschheit den Weg weisend. Wir sehen im Folgenden eine Auswahl einiger der Erwähnungen der Astronomie im Qur'ān. Es stellt in keiner Weise eine vollständige Liste dar. Der Qur'ān sagt uns, dass die Sterne da sind, um uns an Land und auf See zu leiten.

„Und Er ist derjenige, der für euch die Sterne gemacht hat, damit ihr durch sie rechtgeleitet werdet in der tiefen Finsternis des Landes und des Meeres. ..." (al-An`ām, 6:97)

„Und Wegzeichen, und durch die Sterne sind sie rechtgeleitet." (al-Naḥl, 16:16)

Wenn man mit den Konstellationen und den Sternen am Himmel vertraut geworden ist, kann man sich nie irgendwo in der Welt verlaufen. Sie sind wahrhaftig ein leitendes Licht am Himmelszelt. Man kann sich irgendwo auf der Welt befinden, und sofort nachdem man zum Nachthimmel aufblickt und Sterne erkennt, weiß man, auf welchem Breitengrad man ist und wo Norden ist und damit alle anderen Richtungen. Man kann die Jahreszeit erkennen ohne irgendeinen Kalender zu besitzen. Es ist ziemlich passend, dass die Mondsichel und die Sterne als Zeichen benutzt werden, um religiöse Angelegenheiten unter den Muslimen zu repräsentieren. Der Mond nimmt eine äußerst wichtige Position für die Zeitrechnung unter den Muslimen ein. Der Mondkalender ist einer der ältesten und ein natürliches Kalendersystem und die Astronomen erkennen an, dass der muslimische Kalender der einzige umfassend gebrauchte Mondkalender in reiner Form ist.

„Sie fragen dich nach den Neumonden. Sag: Es sind festgesetzte Zeiten für die Menschen und die Wallfahrt, ..." (al-Baqara, 2:189)

„..., und Er hat die Nacht zur Ruhe gemacht und die Sonne und den Mond als Berechnungsmaß, dies ist das Bemessen des Mächtigen, des Wissenden." (al-An`ām, 6:96)

„Er ist es, der die Sonne als erhellendes Licht gemacht hat und den Mond als Leuchte, und Er hat für ihn Stationen bemessen, damit ihr die Zahl der Jahre kennt und die Berechnung. ..." (Yūnus, 10:5)

„..., und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar gemacht, jeder läuft zu einer festgesetzten Frist, ..." (al-Ra`d, 13:2; Luqmān, 31:29; Fāṭir, 35:13 und al-Zumar, 39:5)

Es ist interessant zu bemerken, dass der Qur'ān viele Himmel und Erden erwähnt. Es ist bemerkenswert, dass eine der neueren Entdeckungen in der Astronomie diejenige anderer Welten so wie der unseren war. Erst 1995 wurde der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Bis heute wurden mehrere solche Planeten gefunden und extrasolare Planeten scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Vor wie vielen, vielen Äonen hat der Qur'ān dieses schon erwähnt!

„Allāh ist derjenige, der sieben Himmel geschaffen hat und von der Erde ihresgleichen, es kommt der Befehl zwischen ihnen herab, damit ihr wisst, dass Allāh zu allem imstande ist, und dass Allāh schon alles mit Wissen erfasst hat." (al-Ṭalāq, 65:12)

Der Qur'ān erwähnt stets die Sonne und den Mond verschiedenartig. Von der Sonne wird immer gesprochen als sirāğ (Lampe) und ḍiyā' (bedeutet das Leuchten, das aus sich selbst heraus existiert), während vom Mond als nūr gesprochen wird, was abgeleitetes Licht bedeutet. Das ist sehr genau, weil die Sonne ein Himmelskörper ist, der aufgrund von nuklearen Prozessen in seinem Innern sein eigenes Licht abstrahlt, der Mond leuchtet jedoch nur durch reflektiertes Licht.

„Und Er den Mond in ihnen als Licht gemacht hat, und Er hat die Sonne als Lampe gemacht?" (Nūḥ, 71:16)

Zur Zeit der Offenbarung des Qur'āns war es ein allgemein vertretener Glaube, dass die Erde stillstehe und die Sonne um uns kreise. Alles in allem erschien das logisch. Das Ego des Menschen war größer als das Universum, oder so dachte er wenigstens. Es war einfacher zu glauben, dass er in der Mitte des Universums lebte.

Erst im 16. Jahrhundert zeigte der Astronom Kopernikus, dass es anders war, dass stattdessen die Erde um die Sonne kreist. Halten wir einen Moment inne und betrachten den Zeitraum, in dem diese Information schon im heiligen Qur'ān stand. Feindschaft gegenüber der Wissenschaft im Allgemeinen und der Astronomie im Besonderen war das Missgeschick der katholischen Kirche im frühen 16. und 17. Jahrhundert. Wir sollten sie nicht nachahmen!

„Und Er ist es, der die Nacht geschaffen hat und die Tageszeit und die Sonne und den Mond. Jeder schwebt in einer Himmelssphäre, " (al-Anbiyā', 21:33)

„Und der Mond, Wir haben ihm Stationen bestimmt, bis er zurückkehrt wie die alte krumme Dattelpalmenrispe. Für die Sonne passt es nicht, dass sie den Mond einholt, und die Nacht kommt nicht der Tageszeit zuvor, und jedes schwebt in einer Himmelssphäre." (Yā-Sīn, 36:39-40)

Die Sterne schmücken unseren Nachthimmel und beschenken einen durch ihr freundliches Funkeln mit einem Gefühl des Friedens. Der Qur'ān sagt:

„Bei den voll und ganz Herausziehenden, und den mit Leichtigkeit Lösenden, und den herabschwebend Schwebenden, und den eilends Vorauseilenden, und den die Angelegenheit Lenkenden:" (al-Nāzi`āt, 79:1-5) *

Nur im Maßstab der Galaxie wird die Bedeutung dieses Verses erhellt. Eine Galaxie setzt sich aus Millionen und Abermillionen von Sternen zusammen. Eine Galaxie wie die unsere, die Milchstraße, ist eine Spiralgalaxie und sie rotiert. Ja, die Sterne darin bewegen sich in Umlaufbahnen und auch mit einer stetigen Bewegung, wenn sie durch den Weltraum schweben. Sie überholen einander tatsächlich, weil in jeder rotierenden Spiralstruktur die äußeren Arme sich schneller bewegen als die inneren Bereiche, und somit bei ihrer Bewegung die Sterne im Inneren überholen. Der Spiralaufbau unserer Galaxie wurde erst in diesem Jahrhundert entdeckt, denn weil wir uns in ihr befinden, ist uns ihr Spiralaufbau nicht leicht ersichtlich.

Es gibt eine Ordnung, Kosmos... nicht Chaos, in diesem gewaltigen Universum. Der Mond und die Erde bewegen sich in Umlaufbahnen und ihr Verhalten ist vorhersagbar. Es wurde gezeigt, dass nach der Entfernung eines Planeten aus unserem System unser Sonnensystem nicht länger stabil wäre. Kometen sind vorhersagbar und sie kehren wie erwartet wieder, den Gesetzen der Physik unterworfen, Gottes Gesetzen. Der Mensch kann niemals wirklich etwas erfinden, er kann nur entdecken. Das Universum ist vorhersagbar in seinem Verhalten, weil Allāh seine Bestandteile unterworfen hat und sie gehorchen Ihm gewissenhaft, im Gegensatz zum Menschen, dem ein Wille gewährt wurde.

„Dann wandte Er sich dem Himmel zu, und er war Rauch, und Er sprach zu ihm und zur Erde: Kommt beide, gehorsam oder widerwillig! Sie beide sagten: ‚Wir kommen als Gehorsame.'" (Ḥā-Mīm [Fuṣṣilat], 41:11)

Allāh muss nur sagen ‚Sei!' und etwas ist. Es ist wichtig zu bemerken, dass die heutige Physik nicht bis zum Anfang der Zeit zurückgehen kann, sondern nur sehr nahe an den ‚Anfang'. Das Verständnis der Physik des Universums beginnt bei t = 10-43 s, d.h. bei 0,0000000000000000000000000000000000000000001 s. Wir verstehen heutzutage, dass das frühe Universum aus Wasserstoff und Heliumgas zusammengesetzt war und dass einige Gebiete geringfügig kälter oder dichter als andere waren. Diese Gebiete kondensierten und wurden zu Galaxien, die sich aus zahlreichen Sternen in ihrem Innern zusammensetzen. Erst in den 1950er Jahren wurden diese Vorstellungen erforscht. Im Qur'ān stand es schon ganz offensichtlich vor so vielen, vielen Hunderten von Jahren. Selbst der Begriff der Zeit ist es wert, darüber nachzudenken. Die Größenordnung einer Sekunde mag für uns bequem sein, aber wir sind in der Lage zur Zeitmessung Atomuhren zu verwenden, die eine Genauigkeit von 1 zu 1012 haben, was bedeutet, wenn zwei Cäsium-Uhren betrieben werden, weichen sie nach 6000 Jahren nicht mehr als 1 s voneinander ab! In diesen Dingen sind Zeichen unseres Herren... Allāh allein ist des Lobes wert!

„Bei der Nachmittag-Zeit:" (al-`Aṣr, 103:1)

In Bezug auf die Ausdehnung des Universums finden wir im Qur'ān den folgenden Vers:

„Und der Himmel, Wir haben ihn erbaut mit Stärke, und bestimmt reichen Wir ja dazu aus," (al-Dhāriyāt, 51:47) **

Heute zeigen alle Beobachtungen, dass sich das Universum ausdehnt. Es wurden Galaxien beobachtet, die sich mit um so höheren und höheren Geschwindigkeiten von uns entfernen, je weiter weg sie sind. Dies zeigt, dass wir in einem expandierenden Universum leben, was 1926 von Edwin Hubble entdeckt wurde. Die Vorstellung eines expandierenden Universums war zu jener Zeit so fremdartig, dass man ihr den berühmten frei erfundenen Faktor Albert Einsteins verdankt. Seine Berechnungen zeigten, dass das Universum expandieren müsste, aber die Vorstellung war so bizarr, dass er eine Konstante in die Gleichungen einfügte, um wieder ein statisches Universum zu erhalten! Dies änderte er später, als Hubble beobachtete, dass das Universum expandiert. Es ist bei weitem einfacher, sich mit der Vorstellung eines statischen Universums zufrieden zu geben als mit einem expandierenden. Und doch erwähnt der Qur'ān sogar dieses, unser expandierendes Universum.

„Derjenige, der sieben Himmel geschaffen hat in passenden Schichten, du siehst nichts in der Schöpfung des Allerbarmers von Unstimmigkeit, und wende den Blick zurück: siehst du irgendwelche Risse? ... Und bestimmt haben wir schon den Himmel dieser Welt schön gemacht mit Lampen, ..." (al-Mulk, 67:3, 5)

Der Beitrag der muslimischen Gelehrten zur Entwicklung der Astronomie

Der allererste Vers, der dem Propheten Muḥammad (F.s.a.i.) offenbart wurde, bittet den Menschen inständig darum, Wissen zu erwerben:

„Trage vor, im Namen deines Herrn, der geschaffen hat! Er hat den Menschen geschaffen aus einem anhaftenden Blutgebilde. Trage vor! Und dein Herr ist der Edelste, der gelehrt hat mit dem Schreibrohr, Er hat den Menschen gelehrt, was er nie wusste." (al-`Alaq, 96:1-5)

Ein schnelles Umsehen im Qur'ān zeigt viele Suren, die mit astronomischen Bezügen beginnen:

„Bei den voll und ganz Herausziehenden," (al-Nāzi`āt, 79:1) ***

„Bei dem Himmel und dem Nachtstern, -" (al-Ṭāriq, 86:1)

„Bei der Sonne und ihrer Morgenhelle, und dem Mond, wenn er ihr folgt, ... und dem Himmel und was ihn erbaut hat," (al-Šams, 91:1-2, 5)

„Bei der Nacht, wenn sie einhüllt," (al-Layl, 92:1)

Es ist unsere moralische Verpflichtung, die Astronomie zu studieren! Nach den Ausführungen des vorigen Abschnitts würde es nur natürlich erscheinen, dass die treibende Kraft hinter der Astronomie zunächst und vor allem von den muslimischen Gelehrten ausginge. Und so war es auch in den frühen Jahren des Islām. Bedauerlicherweise hat diese Tendenz in den letzten Jahrhunderten einen ernsthaften Rückgang erlitten. Es ist wirklich interessant festzustellen, dass die Muslime tatsächlich die ersten waren, die die Wissenschaft der Astronomie und die Pseudo-Wissenschaft der Astrologie voneinander unterschieden und trennten. Die Entwicklung der Astronomie erlitt einen tiefen Niedergang und der letzte der großen muslimischen Astronomen war Fakhr al-Dīn al-Rāziyy (gest. 1228 n.J.). Wir wollen uns in die Vergangenheit zurückwagen und den Reichtum des Strebens nach Wissen, insbesondere in der Astronomie, in den frühen Tagen des Islām erkennen. Beiträge der muslimischen Gelehrten zur Astronomie werden natürlich Beiträge zur Mathematik und Physik beinhalten, die unverzichtbare Werkzeuge für das Studium der Astronomie darstellen. Wenn die Tradition des Suchens nach Wissen so wie der Islām es betont fortgeführt worden wäre, wäre die Astronomie weiter prächtig unter den muslimischen Gelehrten gediehen und wäre ohne Zweifel der heutigen Zeit um Jahrhunderte voraus, so wie es im heiligen Qur'ān hervorgehoben ist, was wir durch die Darlegungen in den vorigen Abschnitten gesehen haben.

Griechische Werke wurden von muslimischen Gelehrten ins Arabische übersetzt und sie fügten auch eigene Enzyklopädien hinzu. Als Europa später wieder erwachte, übersetzten sie die arabischen Werke und die arabischen Übersetzungen der griechischen Werke. Die Sternnamen wurden nicht übersetzt, sondern nur umschrieben, so dass heute viele, viele Sternnamen arabischen Ursprungs sind. Bei der Durchsicht irgendeines Sternkataloges fallen einem auf der Stelle die zahlreichen Namen auf, die arabischen Ursprungs zu sein scheinen, so wie Aldebaran und Deneb. In einem astronomischen Katalog mit fast 250 Sternen haben über 140 davon Namen arabischen Ursprungs. Viele neue Sterne wurden von Muslimen entdeckt. Das Buch von `Abdu l-Raḥmān al-Ṣūfiyy wurde nämlich von Alfonso X el Sabio ins Spanische übersetzt. Die Muslime führten viele Beobachtungen durch, die in astronomischen Tafeln, Zīğ genannt, zusammengefasst wurden. Einer der besten Beobachter war al-Battāniyy. Der Zīğ von al-Ma'mūn, beobachtet in Baġdād, der ḥakīmitische Zīğ aus Kairo, die Toledanischen Tafeln von al-Zarqaliyy und seinen Kollegen, der Zīğ Ilkhāniyy des Nāṣir al-Dīn al-Ṭūsiyy, beobachtet in Marāġa, und der Zīğ des Uluġ-Beg aus Samarkand gehören zu den berühmtesten islāmischen astronomischen Tafeln. Diese Tafeln hatten einen bedeutenden Einfluss auf die westliche Astronomie bis zur Zeit des Astronomen Tycho Brahe.

Die Muslime integrierten in der Astronomie ab dem 8. Jahrhundert die astronomischen Traditionen der Inder, der Perser, des antiken Nahen Ostens und insbesondere der Griechen. Der Almagest des Ptolemäus, dessen Name arabischen Ursprungs ist, wurde gründlich studiert und seine Planetentheorie wurde von verschiedenen Astronomen sowohl aus den östlichen wie den westlichen Ländern des Islām kritisiert. Eine Hauptkritik der Theorie wurde im 13. Jahrhundert von Nāṣir al-Dīn al-Ṭūsiyy und seinen Studenten entwickelt, insbesondere Quṭb al-Dīn al-Šīraziyy.

Das erste astronomische Observatorium als eine wissenschaftliche Einrichtung war das Observatorium von Marāġa in Persien, gegründet von al-Ṭūsiyy. Spätere europäische Observatorien folgten indirekt diesem Modell. Das berühmteste astronomische Instrument, das Astrolabium, wurde von Muslimen entwickelt, um Beobachtungen auszuführen. Es gab sogar von Ibn Samḥ vervollkommnete mechanische Astrolabien, die als Vorläufer der mechanischen Uhr angesehen werden können.

Die Muslime wandten ihr astronomisches Wissen auch in Fragen der Zeitrechnung und des Kalenders an, indem sie Almanache anfertigten, auch dieses Wort ist arabischen Ursprungs. Der genaueste Sonnenkalender, der bis heute existiert, ist der Ğalāliyy-Kalender, der unter der Leitung `Umar Khayyāms im 12. Jahrhundert entwickelt wurde. Er wird immer noch in Persien und Afghanistan verwendet.

Auf dem Gebiet der Mathematik begannen die Muslime mit der Integration der griechischen und indischen Mathematik. Der erste große muslimische Mathematiker, al-Khwarizmiyy, der im 9. Jahrhundert lebte, schrieb eine Abhandlung über die Arithmetik, die die arabischen Zahlen in den Westen brachte. Er ist auch der Autor des ersten Buches über Algebra. Der Ausdruck Algebra selbst stammt vom ersten Teil des Titels des Buches von al-Khwarizmiyy, genannt al-Maqāla fī ḥisābi l-ğabr wa l-muqābila. Abū Kāmil al-Šuğā` diskutierte algebraischen Gleichungen mit fünf Unbekannten. Die Wissenschaft wurde weiter entwickelt von solchen Gestalten wie al-Karāğiyy, bis sie ihren Höhepunkt erreichte mit Khayyām, der algebraische Gleichungen bis zum dritten Grad nach Art und Klasse ordnete. Die Brüder Banū Mūsā, die im 9. Jahrhundert lebten, können als erste herausragende Muslime auf dem Gebiet der Geometrie bezeichnet werden, während ihr Zeitgenosse Thābit bin Qurra dabei half, die Grundlagen der Integralrechnung zu legen. Muslimische Gelehrte entwickelten auch die Trigonometrie, die von al-Birūniyy als ein eigener Zweig der Mathematik etabliert wurde. Infinitesimalrechnung, Trigonometrie und Geometrie sind die Grundsteine zur Lösung astronomischer Probleme. Andere muslimische Mathematiker wie Khayyām und al-Ṭūsiyy untersuchten die euklidische Geometrie, das ist die Geometrie flacher Oberflächen. Aber die muslimischen Mathematiker, insbesondere al-Battāniyy, Abū l-Wafā', Ibn Yūnus und Ibn al-Ḥaytham entwickelten auch die sphärische Geometrie. Die euklidische und die sphärische Geometrie sind besonders nützlich beim Studium der Gesamt-Geometrie des Universums innerhalb des Studiums der Kosmologie.

Die Werke von Ibn Sīna, Abū l-Barakāt al-Baġdādiyy, Ibn Bāğğa und anderen führten zur Entwicklung der Idee von Kraft und Impuls, Prinzipien der Physik, die auf die Bewegung von Körpern in der Astronomie angewandt werden. Ein anderes für die Astronomie wichtiges Gebiet ist die Optik. Sie ist sehr bedeutsam für die Entwicklung von Werkzeugen für die Beobachtung, wie Teleskopen, die Linsen oder Spiegel verwenden. Ibn al-Ḥaytham (der lateinische Alhazen), der im 11. Jahrhundert lebte, war einer der größten Studierenden der Optik zwischen Ptolemäus und Witelo. Ibn al-Ḥaythams Hauptwerk über die Optik, das Kitābu l-manāẓir, war auch im Westen wohlbekannt als Thesaurus opticus. Ibn al-Ḥaytham studierte die Eigenschaften von Linsen, entdeckte die Camera obscura, erklärte richtigerweise den Prozess des Sehens, studierte den Aufbau des Auges und erklärte zum ersten Mal, warum die Sonne und der Mond am Horizont größer erscheinen (einfach erklärt, ist es weil die dickeren Schichten der Atmosphäre am Horizont im Vergleich zu denen über einem wie ein Vergrößerungsglas wirken). Sein Interesse an der Optik wurde zwei Jahrhunderte später von Quṭb al-Dīn al-Šīraziyy und Kamāl al-Dīn al-Fārisiyy weitergeführt. Es war Quṭb al-Dīn, der die erste richtige Erklärung der Entstehung des Regenbogens gab.

Muḥammad ibn Ğābir al-Battāniyy, einer der zwanzig größten Astronomen in der Geschichte der Zivilisation, kommentierte: „(Die Astronomie) hat einen wohlverdienten Platz unter den Disziplinen wegen ihres gewaltigen Anteils daran, dem Menschen dabei zu helfen, die Jahre und Monate zu berechnen, ihn mit einer genauen Zeit zu versorgen, die Jahreszeiten zu bezeichnen, die Zu- und Abnahme der Länge von Tag und Nacht wahrzunehmen, die Positionen und Finsternisse von Sonne und Mond zu beobachten, Zeuge der Bewegungen der Planeten bei ihrer Reise zu unterschiedlichen Orten und Sternzeichen zu sein. Vieles mehr kann von ihr noch durch Studium und Untersuchung hinzugefügt werden, was unabänderlich zu weiterem Beweis und Kenntnis der Größe, der Weisheit und der Macht des Schöpfers (swt) führt."

Der heilige Qur'ān ist voll von Edelsteinen astronomischer Darlegungen - von denen ein paar Splitter in diesem Artikel hervorgehoben wurden. Das allein sollte schon eine Inspiration für muslimische Gelehrte sein, heutzutage das Streben um Kenntnisse in den Wissenschaften fortzuführen. So wie in alten Zeiten sollten wir uns bemühen, eine Kultur zu entwickeln, die wissenschaftlich reich ist im Verständnis natürlicher Phänomene durch „Leute, die Verstand haben".

In den letzten Jahren gab es eine konzertierte Anstrengung von vielen gebildeten Muslimen in der Notwendigkeit, die Astronomie für die Ermittlung der Monatsanfänge zu nutzen. In diesem Zusammenhang ist es zweckmäßig, den folgenden Vers aus dem heiligen Qur'ān anzuführen:

„Die Sonne und der Mond, gemäß Berechnung," (al-Raḥmān, 55:5)

Die gebildete muslimische Gemeinschaft nimmt diese Angelegenheiten nun sehr ernst und es gibt eine internationale Anstrengung mit CFCO (Committee for Crescent Observation), einer seit 1978 aktiven Gesellschaft, und dem jüngeren ICOP (Islamic Crescents' Observation Project), die beide Mitglieder aus der ganzen Welt aufnehmen, deren Aufgabe es ist, die junge Mondsichel nicht nur in den Monaten zu beobachten, die den Beginn oder das Ende des Ramaḍān anzeigen, sondern während des ganzen Jahres. Dieses Problem war immer wieder ein Zankapfel unter den Muslimen. In diesem Zusammenhang wäre es zweckmäßig, die Worte des berühmten Fiqh-Gelehrten Dr. Ṭāhā Ğābir al-Alwāniyy aus seinem Buch Iğtihād **** hervorzuheben, die sich auf die Mondsichtung zu Beginn und Ende des heiligen Monats Ramaḍān beziehen. Dr. al-Alwāniyy benutzt die Mondsichtung als ein Beispiel beim Herausstellen der Notwendigkeit und der Bedeutung von Iğtihād in Beziehung zum Raum-Zeit-Faktor, und ich zitiere ihn:

„... Es konnte niemals die Absicht des Propheten gewesen sein, das Leben so schwer zu machen, als er diese Regel einführte. Er sprach zu seiner Zeit des Schreibens und Lesens unkundige Leute an, und das Beste was sie tun konnten, um den Monatsbeginn festzustellen, war den Mond mit bloßem Auge zu sehen. Sie hatten keine anderen Möglichkeiten und Allāh (swt) wünschte nicht, ihnen die Angelegenheiten schwierig oder unmöglich zu machen. Wenn aber genauere Instrumente existieren, um den gleichen Sachverhalt zu bestimmen, wäre es völlig unannehmbar, und in der Tat rückständig, wenn man darauf bestehen würde, altmodische und unangemessene Methoden zu verwenden. Die Botschaft des Islām gilt für alle Menschen zu allen Zeiten, sie war niemals beschränkt auf die Araber aus Makka in den ersten Hiğriyy-Jahrhunderten. Deshalb ist das Festhalten an der wortwörtlichen Bedeutung ungeachtet des Zeitfaktors eine einfältige Herangehensweise, die weder zu Erleuchtung noch zu Fortschritt führt." Aus: Iğtihād (1993), herausgegeben vom International Institute of Islamic Thought, USA, S. 27

Man kann sich leiten lassen von astronomischen Berechnungen, die einem helfen zu wissen, wann und wo nach der Mondsichel zu suchen ist. Dies hat zutage gebracht, dass viele Länder, Saudi-Arabien inbegriffen, bisher bei der Festlegung des Beginns der neuen Monate im Irrtum waren. Einige haben anerkannt, dass sie im Irrtum waren und revidieren nun ihre Haltung in diesem Punkt. Es ist wichtig, dass wir nicht blindlings bei etwas mitmachen, sondern dass wir danach streben, zu begreifen und uns selbst von der Richtigkeit der verwendeten Methoden zu überzeugen. Das moderne Zeitalter des Internetzugangs und der elektronischen Kommunikation versucht uns zu informieren und als Muslime zu einen, wie es niemals zuvor möglich war.

Es sind heute mehrere unterschiedliche Softwareprogramme verfügbar, um Datum und Uhrzeit der Neumonde, die Gebetszeiten und die Qibla-Richtung zu berechnen. Das Studium der Astronomie ist nicht etwas, vor dem man sich fürchten müsste - es erleuchtet uns und führt uns zu tieferem Verständnis und Wertschätzung unserer Religion und zur Anerkennung der Allmacht unseres Schöpfers. Es liegt nichts Falsches darin, wenn wir bei der Suche nach der Mondsichel wissen, wann und wo wir nach ihr ausschauen müssen. Wieder und wieder betont der Qur'ān den Aspekt „für Leute, die Verstand haben". Wir sollten darauf hören, sicherlich liegt eine große Wichtigkeit und Relevanz darin, dass es so viele Male wiederholt wird.

Der Prophet Muḥammad (F.s.a.i.) sagte: „Strebt nach Wissen von der Wiege bis zum Grab." Islām bedeutet lebenslanges Lernen. Lebenslanges Lernen heißt, dass wir niemals alles wissen oder verstehen können. Es ist ein dynamischer Prozess und wir müssen damit weitermachen, die ganze Zeit bestrebt zu sein.

„Ja, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und dem einander Folgen der Nacht und der Tageszeit sind bestimmt Zeichen für die mit der Einsicht, die sich an Allāh erinnern, stehend und sitzend und auf ihren Seiten, und nachdenken über die Schöpfung der Himmel und der Erde: Unser Herr, dies hast Du nicht vergeblich erschaffen, Preis Dir, so schütze uns vor der Strafe des Feuers." (Āli `Imrān, 3:190-191)

„Preise den Namen deines Herrn, des Allerhöchsten, der geschaffen hat und gebildet, und der bemessen hat und rechtgeleitet," (al-A`lā, 87:1-3)

Bruder Khālid Šawkat und mein Vater, Dr. Syed `Abdul Haque, lasen das Manuskript und machten wertvolle Anregungen, und ich sage Subḥāna-Llāh, ğazāka-Llāh.

* Anm. d. Übers.: An dieser Stelle steht im Original eine englische Übertragung der Qur'ānverse, die diese Verse explizit auf die Sterne bezieht. In der deutschen Übertragung von Aḥmad von Denffer beziehen sich diese Verse nach Ibn Qutayba auf die Engel. ** Anm. d. Übers.: Im Original endet die englische Übertragung dieses Qur'ānverses sinngemäß mit „... und bestimmt dehnten wir ihn aus."

*** Siehe obige Anmerkung zu diesem Vers. **** Wörtl.: Bemühen, Anstrengung, Fleiß

Übersetzung aus dem Englischen: © Gerhard Aḥmad Kaufmann - Mörlenbach - Muḥarram 1422 n.H. - April 2001 n.J. Qur'ānverse aus: v. Denffer, A.: Der Koran - Die heilige Schrift des Islam in deutscher Übertragung. Islamabad und München: Islamisches Zentrum München, 1996.

„Einheit der Umma“? – Zwölf Fragen an jeden Zweifler

Die Hauptquellen der islamischen Šarīʿa sind der Qur’ān und die authentische Sunna. Darin gibt es jedoch keine Belege für die Meinung, dass das ʿĪdu l-aḍḥā-Datum weltweit auf der Grundlage einer Hilāl-Sichtungsmeldung aus Saʿūdi-Arabien oder dem dortigen Ḥaǧǧ-Datum zu bestimmen sei. Auch in den Fiqh-Büchern der Gelehrten gibt es keine Unterstützung für die Annahme, dass das ʿĪdu-l-aḍḥā überall auf der Grundlage des Ḥaǧǧ auszurichten sei. Diejenigen, die den Ḥaǧǧ vollziehen, müssen zwar (leider) an dem Tag nach ʿArafāt gehen, den ihnen die zuständigen Autoritäten dort vorgeben, selbst wenn dies im Widerspruch zu astronomischen Daten oder jemandes persönlicher Mondbeobachtung steht. Aber die Muslime in fernen Ländern machen zuhause keinen Ḥaǧǧ! Sie haben ihr Festgebet und Uḍḥiya am 10. Dhū l-ḥiǧǧa zu verrichten, sie können nicht ʿĪdu l-aḍḥā am 9. Dhū l-ḥiǧǧa feiern, nur weil Saʿūdi-Arabien eine offenkundig falsche Entscheidung traf.

Immer wieder fühlen sich aber islamische Organisationen oder individuelle Muslime genötigt, einem unbegreiflichen Zwang nachzugeben: Sie sagen, dass zum Erreichen einer „Einheit der Umma“ und im Sinne der „Maṣlaḥa“ lieber eine „abgeschwächte“ Position vertreten werden soll. Da es aber GEGEN die eindeutigen Gesetze der Šarīʿa keine „Einheit der Umma“ geben kann, handelt es sich hierbei nicht um eine „abgeschwächte“ Position, sondern um eine Neuerung (Bidʿa) oder Schlimmeres.

Diejenigen, die gerne die verbale Keule schwingen und alle verantwortungsbewussten Muslime der Fitna beschuldigen, die nur dazu aufrufen, die eindeutigen von Allāh (t) aufgestellten Gesetze zur Zeitrechnung zu befolgen und fundierte Informationen dazu liefern, und die stattdessen lieber die „Einheit der Umma in Fasād“ (Aʿūdhu bi-Llāhi min al-šayṭān!) propagieren, sollen bitte für sich die folgenden Fragen beantworten, die von Br. Salmān Ẓafar Shaikh aus den USA formuliert wurden:

  1. Hast Du irgendeinen Beleg aus der Sīra, dass der Prophet Muḥammad (s) jemals versuchte, das ʿĪdu l-aḍḥā-Datum in Madīna mit dem Ḥaǧǧ in Makka zu synchronisieren? (Bitte beachte dabei, dass 10 Nächte und 9 Tage ausgereicht hätten, um einen Boten mit den Neuigkeiten von Makka nach Madīna zu senden.)
  2. Hast Du irgendeinen Beleg, dass die Khulafā’u-l-rāšidīn (rechtgeleiteten Khalifen) diese Synchronisation zwischen Makka und Madīna vornahmen?
  3. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass es während mehr als 1000 Jahren islamischer Geschichte für die Muslime in fernen Ländern wie Indonesien unmöglich war, rechtzeitig das Ḥaǧg-Datum für [ihr] ʿĪdu l-aḍḥā zu erfahren? Wie hätte Allāh (t) von uns diese Synchronisation verlangen können, die für mehr als 1000 Jahre unmöglich war?
  4. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass ein „Befolgen einer Sichtung in Makka [zur Bestimmung der] weltweiten Daten“ WEDER Ikhtilāfu-l-maṭāliʿ (lokale Sichtung) NOCH Ittiḥādu-l-maṭāliʿ (globale Sichtung – d.h. Befolgen der ERSTEN weltweiten Sichtung, sei es in Saʿūdi-Arabien oder Nigeria oder Fiji...) darstellt?
  5. Welche Widerlegung hast Du für die klaren Fatāwā des Šaykh al-ʿUthaymīn aus Saʿūdi-Arabien und des Muftiy Taqi Usmani (Stellvertr. Vorsitzender der Islamic Fiqh Academy, OIC, Jidda) [...], wie sie hier zu finden sind?
  6. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass die Arabische Union für Astronomie und Weltraumwissenschaften (AUASS, angegliedert an die Arabische Liga) mehrfach deutliche Stellungnahmen herausgegeben hat, die feststellen, dass die von Saʿūdi-Arabien bekannt gegebenen Daten falsch sind, und dass es ihnen zum letzten ʿĪdu l-fiṭr nicht einmal gelang, den Hilāl an dem von Saʿūdi-Arabien [genannten] Datum von einem in 4000 m Höhe über Jordanien fliegenden Flugzeug aus und unter Verwendung von Ferngläsern zu sichten? Sogar Šaykh Yūsuf al-Qaraḍāwiyy gab [bereits einmal] eine Fatwā heraus gegen ein von Saʿūdi-Arabien genanntes Datum (siehe hier).
  7. Weißt Du, dass die sechs offiziellen Hilāl-Sichtungskommitees von Saʿūdi-Arabien, die sich in der Nähe von Makka, Riyāḍ, Qaṣīm, Ḥā’il, Tabūk und ʿAsīr befinden, und die jedes aus einem offiziellen islamischen Gelehrten, einem Astronomen, einem Offiziellen der Stadt und aus Freiwilligen zusammengesetzt sind, IN DEN MEISTEN FÄLLEN NICHT ÜBEREINSTIMMEN mit dem offiziellen saʿūdischen Datum?
  8. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass die Astronomie darauf hinweist, dass die ganze Welt den Hilāl üblicherweise NICHT am selben solaren Datum sehen kann, da die Erde nicht flach ist?
  9. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass zu JEDEM gegebenen Zeitpunkt in der Welt ZWEI Daten existieren aufgrund der künstlichen internationalen solaren Datumsgrenze?
  10. Bist Du Dir im Klaren darüber, dass es in manchen Jahren möglich sein kann, den Dhū l-ḥijja-Hilāl in Nordamerika bereits einen Tag VOR Saʿūdi-Arabien zu sichten? Hätte man nach Deiner Meinung dann den bereits lokal gesichteten Hilāl zu ignorieren und einen weiteren Tag darauf zu warten, bis er in Saʿūdi-Arabien gesichtet würde?
  11. Wenn Du Einheit willst, wäre es dann nicht möglich für diejenigen, die an das falsche zu frühe Datum glauben, dass sie ihr Festgebet aufschieben und es in šā’a-Llāh an „ihrem zweiten Tag“ beten, da man die Festgebete an jedem der drei Tage beten kann? Diejenigen jedoch, die dem richtigen Datum folgen, können nicht einen Tag zu früh beten und eine Bidʿa begehen (denn es ist weder Ikhtilāfu l-maṭāliʿ noch Ittiḥādu l-maṭāliʿ).
  12. Was planst DU an konkreten Schritten um die Datumsangaben aus Saʿūdi-Arabien zu korrigieren? Würdest Du in šā’a-Llāh bereit sein, zu diesem Zweck die Hilfe von JAS/AUASS/weiteren Organisationen zu akzeptieren?

Nach Dr. Salmān Ẓ. Shaikh, Mitglied von ICOP aus den USA

Stellungnahme zum Monat Dhû l-ḥijja 1423 n.H.

1. Die astronomischen Gegebenheiten zum Beginn des Monats Dhū-l-ḥijja 1423 n.H.

Der geozentrische Neumond trat ein am 1. Februar 2003 um 10:49 Uhr UT (d.h. 11:49 Uhr MEZ). An diesem Tag konnte nach exakten astronomischen Berechnungen (vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 1. Februar nach dem Yallop Kriterium, Quelle: Programm MoonCalc von Dr. Monzur Ahmed, GB - siehe hier) von keinem Gebiet der Erde aus die junge Mondsichel gesehen werden, abgesehen von einigen pazifischen Inseln.

13_kaufmann_1423hja(Erläuterung der Sichtbarkeitszonen: A - Hilāl mit bloßen Augen leicht zu sichten; B - Sichtung mit bloßen Augen ist nur unter günstigen Bedingungen zu erwarten; C - Es werden optische Hilfsmittel (z.B. Fernglas) benötigt, um den Hilāl am Himmel aufzufinden, danach kann Sichtung mit bloßen Augen möglich sein; D - Hilāl kann nur mit starken optischen Hilfsmitteln aufgefunden und gesehen werden; Außerhalb der Zonen A-D - kein Sichten des Hilāls mit bloßen Augen oder mit optischen Hilfsmitteln möglich. Die Berechnung der Sichtbarkeitszonen über das Yallop Kriterium beruht auf der Auswertung von mehreren Hundert Sichtungen oder Nicht-Sichtungen des Hilāls während der vergangenen 140 Jahre.)

Am darauf folgenden Tag, dem 2. Februar konnte dann erwartet werden, dass der Hilāl bei geeigneten Wetterbedingungen von allen Gebieten der Erde aus gesehen werden konnte. Die astronomischen Daten wiesen somit darauf hin, dass der erste Tag des Monats Dhū-l-ḥijja 1423 n.H. überall auf der Welt mit Sonnenuntergang am 2. Februar beginnen würde.

2. Aktuelle Sichtungsmeldungen des Dhū-l-ḥijja-Mondes

Wie die astronomischen Berechnungen voraussagten, gab es dann auch keine Sichtungsmeldungen des Hilāls am Abend des 1. Februar, obwohl sich von Indonesien bis Amerika eine Vielzahl von Beobachtern um eine Sichtung bemühten.

Am Abend des 2. Februar wurde der Hilāl dann zuerst gesichtet von Beobachtern im Iran, wo bereits eine Sichtung mit bloßem Auge möglich war. Weiterhin erfolgten Sichtungen in Kuwayt, Baḥrayn, Sa`ūdi-Arabien, Kenia, Algerien, Nigeria und USA. (Quelle: ICOP). Somit begann der Monat Dhū-l-ḥijja für alle Muslime auf der ganzen Welt mit Sonnenuntergang am Abend des 2. Februar 2003 n.J.

Das Opferfest für die nicht an den Heiligen Stätten anwesenden Muslime findet somit nach der Sunna des Propheten (sas) und unter Berücksichtigung der unter dem erhabenen Willen Allāhs (t) stehenden Bewegungen von Sonne, Mond und Erde am Mittwoch, dem 12. Februar 2003 n.J. statt.

3. Die Situation in Sa`ūdi-Arabien

In Sa`ūdi-Arabien trat dieses Mal eine ungewöhnliche Situation ein: Der Oberste Gerichtshof gab am 30. Januar offiziell zu, dass der ausgerufene Beginn des Vormonats Dhū-l-qa`da nicht auf einer bestätigten Sichtung des Hilāls am 3. Januar beruhte und somit Beginn und Ende dieses Monats unsicher seien! (Siehe hier) Deshalb wurde dazu aufgerufen, den Hilāl von Dhū-l-ḥijja am Freitag, dem 31. Januar (mehr als 19 Stunden vor der Geburt des Neumondes!!!) und am Samstag, dem 1. Februar zu suchen.

Konsequenterweise wurde der Beginn des Monats Dhū-l-ḥijja dann am 2. Februar bekannt gegeben, allerdings ohne auf eine angebliche Sichtung des Hilāls am Vorabend Bezug zu nehmen! (Siehe hier) Wie zuvor dargelegt, war am Vorabend ja auch keine Sichtung des Hilāls in Sa`ūdi-Arabien und anderswo möglich, somit blieb uns in diesem Fall zumindest wieder eine der üblichen unglaubwürdigen und absurden „Sichtungsmeldungen" erspart. Der sa`ūdische Oberste Gerichtshof scheut sich aber nicht, dadurch offen und für jedermann deutlich zu zeigen, dass er gegen die Sunna unseres Propheten (sas) handelt.

Auch die sechs offiziellen Hilāl-Sichtungskommitees, die an sechs verschiedenen Orten in Sa`ūdi-Arabien versuchten, am 31. Januar und am 1. Februar den Hilāl zu sichten, konnten keine Sichtung vermelden. Dennoch wurde, wie seit Jahrzehnten regelmäßig der Fall, der Pilger-Monat in Sa`ūdi-Arabien wieder einen Tag zu früh begonnen, dies als Konsequenz eines bereits falsch terminierten Vormonats und des beharrlichen und unbelehrbaren Festhaltens an dem für zivile Zwecke benutzten Ummu-l-qurā Kalenders, eines von der Mondsichtung unabhängigen Kalenders.

Auch dieses Jahr werden durch diese Fehlentscheidung erneut Millionen und Aber-Millionen Muslime an den Heiligen Stätten ihre religiösen Pflichten am falschen Tag verrichten, einen Tag zu früh auf `Arafāt stehen und einen Tag zu früh opfern. Allāh (t) wird die Verantwortlichen am Tag des Gerichts für jeden einzelnen Pilger dafür zur Verantwortung ziehen.

4. Fazit

Qur'ān und Sunna weisen uns an, die islamischen Monate mit der Sichtung des Hilāls zu beginnen. Sowohl die Astronomie als Hilfsmittel, als auch die aktuellen Beobachtungen rund um die Welt führten zu dem Ergebnis, dass der Monat Dhū-l-ḥijja 1423 n.H. mit Sonnenuntergang des 2. Februar begann.

Dies bedeutet wiederum, dass der erste Tag des gesegneten Opferfestes für alle Muslime am Mittwoch, dem 12. Februar 2003 n.J. begangen wird.

Diejenigen, die als Pilger an den Heiligen Stätten sind, müssen den Vorgaben des Gastgeberlandes folgen. Für alle anderen Muslime besteht dagegen keinerlei Anlass, der Fehlentscheidung Sa`ūdi-Arabiens oder seiner kritiklosen, willfährigen und im Widerspruch zur Sunna handelnden Nachahmer unter den islamischen Organisationen zu folgen. Es gibt keine Basis in Qur'ān, Sunna, und den Fatāwā der Gelehrten, dass das Begehen des Opferfestes an anderen Orten mit den Pilgern in Makka synchronisiert werden müsste.

Allen Muslimen sei von dieser Stelle ein segensreiches und glückliches Opferfest gewünscht. Möge Allāh (t) ihre Gebete und ihr Opfer annehmen und es ihnen im Diesseits und im Jenseits lohnen - `Īdu-l-aḍḥā mubārak wa sa`īd - Kurban Bayramınız mübarek olsun.